Vor Beginn des Synodalen Wegs zur Zukunft der Kirche in Deutschland haben mehrere katholische Bischöfe zu einem Dialog auf Augenhöhe aufgerufen. Unterschiedliche Meinungen müssten ausgehalten und dürften nicht abgekanzelt werden.
Essens Bischof Franz-Josef Overbeck forderte einen „Neuaufbruch“ der katholischen Kirche in Deutschland. Der Synodale Weg müsse mit der Einwilligung verbunden sein, „als Kirche kleiner und demütiger zu werden“, heißt es in dem Wort des Bischofs 2020, das am Wochenende in allen Kirchen des Ruhrbistums verlesen wurde. Dabei sei es notwendig, differenzierte, vielschichtige Antworten zuzulassen und darauf zu verzichten, sich über andere Menschen besserwisserisch und arrogant zu erheben. „Lassen Sie uns in dieser Zeitenwende beieinander bleiben, verschiedene Standpunkte aushalten und geduldig darauf setzen, dass sich in unserem Suchen und Ringen Gottes Geist zeigen wird.“
Diskussionsbedarf sieht der Bischof zum Thema Macht in der Kirche, die der Kontrolle bedürfe. Nachgedacht werden müsse auch über den Zölibat, der für nicht wenige Priester eine schwere Last bedeute. Fragen der Sexualmoral und Partnerschaft erforderten eine neue Bewertung. Zudem sei es für viele Menschen nicht mehr akzeptabel, Frauen von den wichtigsten Ämtern der Kirche fernzuhalten.
Mit dem auf zwei Jahre angelegten Synodalen Weg wollen die Bischöfe und das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) unter anderem nach dem Missbrauchsskandal verloren gegangenes Vertrauen zurückgewinnen. Schwerpunktthemen sind die Sexualmoral, die priesterliche Lebensform, Macht und Gewaltenteilung sowie die Rolle von Frauen in der Kirche. Höchstes Gremium ist die Synodalversammlung mit 230 Mitgliedern. Vom 30. Januar bis 1. Februar 2020 steht die erste Synodalversammlung in Frankfurt an.
Der Würzburger Bischof Franz Jung mahnte zur Geduld. Beim Synodalen Weg gehe es „am Ende zunächst um eine Meinungsbildung der Kirche in Deutschland“, sagte er am Sonntag in Würzburg. „Noch ist offen, welche Entscheidungsspielräume einzelnen Ortskirchen eingeräumt werden und wie viel regionale Vielfalt die katholische Einheit verträgt und ob es verschiedene Geschwindigkeiten geben könnte auf dem Weg zu einer erneuerten Kirche.“ Der Synodale Weg werde sich auch darin bewähren müssen, dass unterschiedliche Meinungen zu Wort kommen könnten und dürften.
Am Freitagabend hatte der Berliner Erzbischof Heiner Koch vor einem Scheitern des Reformdialogs gewarnt. Er nehme mit Sorge wahr, wie viele sich in ihren Positionen so festgelegt hätten, dass sie verkündeten, die Kirche könne nur „gerettet“ werden, wenn ihre Überzeugungen zum Tragen kämen, sagte Koch beim Drei-Königs-Empfang des Erzbistums Berlin.
Er sei sicher, dass die „Nagelprobe“ des Synodalen Weges erst nach dessen Abschluss komme. Es werde sich dann die Frage stellen, ob die Kirche bei vielleicht nicht oder nicht umfassend befriedigenden Ergebnissen ihren Weg in Deutschland trotzdem gemeinsam weitergehe.