Tübingen – Bei der schrittweisen Öffnung der Grund- und weiterführenden Schulen hat der Tübinger Religionspädagoge Albert Biesinger gefordert, auch auf die durch die Corona-Krise ausgelösten Fragen und Sorgen von Schülern einzugehen. „Kinder erleben derzeit erstmals, dass ihr gewohnter Alltag völlig aus den Fugen geraten ist. Sie können ihre Freunde nicht mehr treffen. Das wirft massive Fragen und Belastungen auf“, sagte Biesinger am Montag der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) in Tübingen. Die Schulen sollten sich darauf einstellen, diese Erfahrungen und Erlebnisse zu thematisieren.
Der Religionsunterricht könne dabei wesentliche spirituelle Orientierung und auch „hoffnungsgebende Perspektiven“ erschließen, so der Theologe. „Es wäre zu kurz gedacht, bei der Rückkehr in die Schulen nur darauf zu setzen, in den Hauptfächern möglichst schnell möglichst viel Stoff nachzuholen.“
Wenn es den Schulen dagegen gelinge, die Sorgen der Schülerinnen und Schüler kompetent und einfühlsam aufzugreifen, sorge dies auch für psychische Stabilität und Entlastung, sagte Biesinger. Beispielsweise könne der Religionsunterricht die Fragen aufgreifen, warum es gefährliche Viren überhaupt gebe oder warum Gott sie nicht beseitige. Auch brauchten Kinder einen Austausch darüber, wie es in den kommenden Wochen und Monaten weiter gehen könne. „Der Ausnahmezustand mit enormen Einschränkungen droht viele Kinderseelen zu verletzen. Kinder brauchen deshalb nun dringend Entlastung und spirituelle Orientierung.“