Krankenhausgesellschaft: Harter Lockdown große Chance

Der Präsident der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG), Gerald Gaß, sieht angesichts der vielen Corona-Toten „dringenden Handlungsbedarf“.
Berlin/Passau – Der Präsident der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG), Gerald Gaß, sieht angesichts der vielen Corona-Toten "dringenden Handlungsbedarf". Er rät ebenso wie die Ärzte-Gewerkschaft Marburger Bund zum von der Wissenschaftsakademie Leopoldina empfohlenen harten Lockdown.

(Symbolfoto: pixabay)

Der Präsident der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG), Gerald Gaß, sieht angesichts der vielen Corona-Toten „dringenden Handlungsbedarf“. Er rät ebenso wie die Ärzte-Gewerkschaft Marburger Bund zum von der Wissenschaftsakademie Leopoldina empfohlenen harten Lockdown.

Zahl der Corona-Todesfälle bezeichnete Gaß als „besorgniserregend hoch“

„Die große Chance eines harten Lockdowns über drei Wochen ist es, dass die Infizierten nicht mehr mit Gesunden in Kontakt treten. Dann hat das Virus keine Chance, sich zu verbreiten“, sagte Gaß der „Passauer Neuen Presse“ (Donnerstag). Die Infektionsketten könnten anschließend wieder konsequent nachverfolgt werden.

Die Zahl der Corona-Todesfälle bezeichnete Gaß als „besorgniserregend hoch“. „Es sterben mehr Menschen als normal und wir erleben eine Übersterblichkeit.“ Die für Weihnachten geplanten Lockerungen hält er für sehr riskant. „Weihnachten sollte nur im engsten Familienkreis gefeiert werden. Für das Frühjahr kann man dann ein schönes Familienfest planen und einiges von dem nachholen, auf das jetzt verzichtet werden muss.“

„Das ärztliche und pflegerische Personal arbeitet am Anschlag“

Gaß betonte, derzeit gebe es bei der Gesundheitsversorgung keinen flächendeckenden Notstand. „Die Versorgung ist gesichert“, sagte er. „Menschen müssen keine Sorge haben, dass sie nicht in einer Klinik aufgenommen würden, wenn sie schwer erkrankten“, betonte der DKG-Chef. Deutschlandweit gebe es noch etwa 5.000 freie Intensivbetten. Deutlich über 20.000 sind belegt. Gaß forderte, das Krankenhaus-Personal schon in der ersten Phase zu impfen. Es gehe darum, den Ausfall von Mitarbeitern und Quarantäne zu verhindern, erklärte der DKG-Chef.

Auch die Ärztegewerkschaft Marburger Bund hält strengere und schnell wirkende Corona-Einschränkungen für nicht vermeidbar. „Das ärztliche und pflegerische Personal arbeitet am Anschlag. Bundesweit steigt die Anzahl der Patienten, die wegen Covid-19 im Krankenhaus behandelt werden müssen, immer noch an. Eine Trendwende ist nicht erkennbar“, sagte die Vorsitzende Susanne Johna der Düsseldorfer „Rheinischen Post“.

Lockdown sei zweifellos mit Härten verbunden

Ein Lockdown sei zweifellos mit Härten verbunden, emotional und für viele auch finanziell. „Ich sehe aber keine vernünftige Alternative“, so Johna. Sie zeigte sich „empört“ über Überlegungen, „positiv getestete Ärzte und Pflegende weiter arbeiten zu lassen, ohne auch nur annähernd alle Entlastungsmöglichkeiten für das Personal auszuschöpfen, beispielsweise bei der Dokumentation für die Kassen und anderen Verwaltungstätigkeiten“.

Die Ärzte arbeiteten an jedem Tag der Woche, auch an Weihnachten, rund um die Uhr für die Gesundheit der Menschen. „Mein Appell richtet sich daher an alle Bürgerinnen und Bürger: Jetzt können Sie uns und allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern im Gesundheitswesen helfen, indem Sie Ihre Kontakte erheblich einschränken – auch an Weihnachten und Silvester. Nur dann haben wir auch in den nächsten Wochen die personellen Kapazitäten, alle Patientinnen und Patienten mit ernsthaften Erkrankungen gut behandeln zu können“, sagte sie.

kna