Debatte über #allesdichtmachen geht weiter

Der Philosoph Markus Gabriel hat die gegen die Corona-Politik der Bundesregierung gerichtete Video-Aktion #allesdichtmachen verteidigt.
Bonn – Der Philosoph Markus Gabriel hat die gegen die Corona-Politik der Bundesregierung gerichtete Video-Aktion #allesdichtmachen verteidigt. Die Gefährlichkeit der Pandemie dürfe eine Debatte über die gewählten Maßnahmen der Bekämpfung nicht verhindern, schreibt der Bonner Wissenschaftler im "Kölner Stadt-Anzeiger" (Montag). Auf dieser Ebene sei die Videoaktion gelungen.

Verwaiste Innenstadt –Symbolfoto:Jeyaratnam Caniceus /Pixabay

Der Philosoph Markus Gabriel hat die gegen die Corona-Politik der Bundesregierung gerichtete Video-Aktion #allesdichtmachen verteidigt. Die Gefährlichkeit der Pandemie dürfe eine Debatte über die gewählten Maßnahmen der Bekämpfung nicht verhindern, schreibt der Bonner Wissenschaftler im „Kölner Stadt-Anzeiger“ (Montag). Auf dieser Ebene sei die Videoaktion gelungen.

Wie sie moralisch sowie in ihrer Eigenschaft als Kunstaktion einzustufen sei, „ist damit allerdings längst noch nicht entschieden“, räumte Gabriel ein. In scharfer Form kritisierte er eine „Diffamierung“ der an der Aktion beteiligten Schauspieler und den Versuch, diese in die rechte Ecke zu stellen. In wenigen Stunden seien sie „in die Mühle der Sozialen Netzwerke“ geraten und damit „anscheinend teilweise zu ihrem eigenen Entsetzen in jene diskursiven Mechanismen verstrickt“ worden, die sie in ihren Videos bereits explizit vorausgesagt hätten.

Voreilige Urteile gehörten zu den „Defiziten eines Medienbetriebs, der längst mit mehr als einem Auge auf die Sozialen Netzwerke schielt, um darüber zu berichten, wie in diesen über etwas berichtet wird, was man eigentlich erst einmal analysieren und einordnen müsste“. Gabriel weiter: „Wir brauchen mehr angstfreien Diskurs, der im Angesicht von Corona offensichtlich nicht ganz einfach ist.“

Bei #allesdichtmachen hatten sich rund 50 Schauspielerinnen und Schauspieler in Videos zu den Corona-Maßnahmen positioniert – auf aus ihrer Sicht ironisch-satirische Weise. Das stieß auf scharfe Kritik, etwa von anderen Kulturschaffenden und aus der Politik. Mehrere Beteiligte zogen daraufhin ihre jeweiligen Videos zurück.

Fernsehmoderator Günther Jauch nahm die prominenten Teilnehmer in Schutz. Er denke nicht, dass man sich Querdenkern und Coronaleugnern anbiedern wolle, sagte er der „Jüdischen Allgemeinen“. Einige der Künstler kenne er schon lange persönlich. Sie seien „todunglücklich“ über eine Instrumentalisierung durch Coronaleugner und die AfD.

Viele der Beteiligten hätten wohl einfach nur auf die verzweifelte Situation von Kunstschaffenden hinweisen wollen, so Jauch weiter. Doch „was die einen vielleicht satirisch meinen, nehmen Teile des Publikums für bare Münze, halten es für zynisch oder kapieren einfach nicht mehr, was eigentlich gemeint ist“, sagte der Moderator.

Auch der CDU-Bundesvorsitzende Armin Laschet nahm die Prominenten gegen den Vorwurf, „rechts“ zu sein, in Schutz. „Man darf das sagen in einem freien Land. Man muss es nicht teilen“, sagte er am Freitagabend in einer ARD-Talksendung.

Aus Sicht von Patientenschützern ist die umstrittene Aktion nach hinten losgegangen. Kurz nach dem öffentlichen Gedenken an die Opfer der Corona-Pandemie am vergangenen Sonntag zeigten sich die Beteiligten „wenig einfühlsam“, erklärte der Vorsitzende der Deutschen Stiftung Patientenschutz, Eugen Brysch. „Die Freiheit der Kunst muss ein hohes Gut bleiben. Doch ohne Zweifel ist die Aktion nach hinten losgegangen. Denn wer sich über den Corona-Schutz lustig macht, zeigt kein Mitgefühl für 80.000 Corona-Tote, ihre Angehörigen und die sorgenden Menschen.“

kna