Zwischen dem Vatikan und Homosexuellen braucht es nach Ansicht des Moraltheologen Stephan Goertz mehr direkten Dialog.
Dresden – Zwischen dem Vatikan und Homosexuellen braucht es nach Ansicht des Moraltheologen Stephan Goertz mehr direkten Dialog. „Und vielleicht lässt sich Rom überzeugen von der Lebenswirklichkeit dieser Menschen, von deren Partnerschaft, von deren Wunsch, dass ihre Beziehungen gesegnet werden“, sagte der in Mainz lehrende Professor am Samstag im Podcast „Mit Herz und Haltung“ der Katholischen Akademie des Bistums Dresden-Meißen. Solch ein Schritt würde ihn optimistisch stimmen hinsichtlich des Umgangs der katholischen Kirche mit Homosexualität, so Goertz.
Um den 10. Mai herum finden bundesweit „Segnungsgottesdienste für Liebende“ statt, zu denen auch homosexuelle Paare willkommen sind. Aufgerufen dazu hat eine Initiative katholischer Seelsorger. Es ist eine Reaktion auf das jüngste, erneute Nein des Vatikan zur Segnung gleichgeschlechtlicher Paare, das auch unter deutschen Theologen und bei einigen Bischöfen auf Kritik gestoßen war.
Mit Blick auf die Aktion sagte Goertz: „Ich finde es schon sehr bemerkenswert, dass jetzt so viele Seelsorgerinnen und Seelsorger tatsächlich ihrem Gewissen, ihrer Überzeugung folgen und sich im Grunde außerhalb des bisherigen Gehorsamkeitsverständnisses ihrer Kirche bewegen.“ Zudem sei es spannend zu beobachten, „wie das System auf diese Provokation reagieren wird“.
Er gehe davon aus, dass die Aktion zu einer Intensivierung der Debatte führen werde. Möglicherweise würden auch innerkirchliche „Gräben“ vertieft. „Ich glaube, das ist auch allen Beteiligten bewusst“, so Goertz. „Aber das Besondere ist, dass man sich davon eben nicht mehr schrecken lässt, sondern tatsächlich zu der Überzeugung gelangt ist, dass bei diesem Thema auch Zeichen der Versöhnung setzen muss in Richtung schwuler und lesbischer Paare, die um den Segen bitten.“
Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing, hatte die Aktion im Vorfeld als nicht hilfreich bezeichnet. Gottesdienste seien „nicht als Instrument für kirchenpolitische Manifestationen oder Protestaktionen geeignet“. Goertz konterte: „Die Rückfrage ist: Wann ist die Deutsche Bischofskonferenz in der Vergangenheit hilfreich gewesen, wenn es um das Thema Segnung von gleichgeschlechtlichen Beziehungen ging?“ Zudem erinnerte er daran, dass in der Geschichte Gottesdienste durchaus auch als Instrument zur „kirchenpolitische Manifestation“ von der Kirchenhierarchie verstanden wurden, etwa Fronleichnamsgottesdienste.