Norbert Nikolai: Nach der Pandemie zurück nach Peru

Hattingen – Pastor Norbert Nikolai arbeitete seit 2010 in Peru. Aufgrund der Pandemie musste er den Andenstaat verlassen und war in Hattingen tätig. Nun geht es zurück nach Südamerika.

Pastor Norbert Nikolai verlässt im August Hattingen in Richtung Peru. Foto: Pfarrei St. Peter und Paul

Aufgrund der Pandemie musste Pastor Norbert Nikolai Peru verlassen. „Ich vermisse die Spontanität, um Ideen umzusetzen, die Freude in der Liturgie und die Bereitschaft vieler Jugendlicher, ihren Glaube zu leben“, sagt der Geistliche. Außerdem fehlten ihm seine Freundschaften, die Umarmungen, seine Wohnung und die Weite der Landschaft. Doch bald hat die Sehnsucht ein Ende: Im August bricht der Seelsorger von Hattingen aus in den Andenstaat auf, um dort seine Arbeit wieder aufzunehmen.

Stadt hat viele Gesichter bekommen

Nikolai ist gebürtiger Bochumer. Zu den Stationen des gelernten Kochs gehörten nach seiner Priesterweihe vor 26 Jahren unter anderem Lüdenscheid, Pauza in den südlichen Anden und Essen-Katernberg. Seit 2010 arbeitete der 57-Jährige als Seelsorger im Männergefängnis „San Juan de Lurigancho“ in Perus Hauptstadt Lima. Am 1. Mai 2020 kam er aufgrund der Corona-Krise nach Hattingen. In der katholischen Pfarrei St. Peter und Paul unterstützte Nikolai seitdem das Pastoralteam.

„Ich kannte Hattingen schon vor meiner Tätigkeit hier, da ich mit meinen Kochkollegen von Haus Waldesruh ‚Borgböhmer’ in Bochum nach der Arbeit immer zum Altstadtfest gefahren bin“, berichtet Nikolai. „Dann habe ich meinem Freund Klaus Kleffner, der in Hattingen 1999 Kaplan wurde, meine Möbel geliehen, als ich für fünf Jahre nach Peru ging.“ Zweimal habe er außerdem früher schon über seine Peru-Erfahrungen in Vorträgen und Gottesdiensten in St. Peter und Paul berichtet. Nun sei Hattingen ihm noch etwas vertrauter geworden. „Auch wenn Corona nicht viele Begegnungen zuließ, hat die Stadt für mich viele Gesichter bekommen.“

Tagelang mit dem Maultier unterwegs

Die Pfarrei habe er als „zerklüftet zwischen Flusstal und Hügel“ empfunden. „Auch wenn die räumlichen Entfernungen der Kirchorte bei weitem nicht an die Distanzen in meiner Berggemeinde in den Anden herankommen, wo ich Tage mit dem Maultier unterwegs war“, erzählt der Pastor, „so sind die Herzen und Gewohnheiten der Gläubigen meilenweit entfernt voneinander.“

Am 3. Juni wurde offiziell sein Abschied gefeiert. Im August geht er nach einem längeren Urlaub zurück nach Peru. Dort ist er als Verantwortlicher in der Caritas-Arbeit eines Bistums in den südlichen Anden tätig – eine Aufgabe, die er bereits zuvor antreten sollte. Der Abschied werde für ihn ein Leichtes sein. „Weil all die Abstandsregeln mich nicht wirklich haben ankommen lassen, was ja auch nie das Ziel meines zeitlichen Refugiums war“, sagt Norbert Nikolai. „Meine Sehnsucht, nun endlich in den Anden mit der Sozialpastoral zu beginnen, ist groß. Zugleich ist meine Dankbarkeit in Hattingen von einem super Pastoralteam, tollen Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen und Ehrenamtlichen und dankbaren Gläubigen aufgenommen worden zu sein, unendlich.“

Gott in den Menschen am Rande suchen

Hattingen sieht er als „Lernort und Trainigs-Camp, in dem ich mit neuem Handwerkszeug für die digitale Vernetzung in Kirche kreativ sein durfte und 40 Kilo abgenommen habe“, führt er weiter aus. „Ein Ort, wo ich jetzt Freunde und Freundinnen habe und an den es sich lohnt, immer wieder zurückzukommen.“

In Peru hofft er an Altes anknüpfen zu können und Neues entwickeln zu dürfen. „Mit dem Auto nicht die Berge runter zu fallen, die Arbeit der Caritas zu vernetzen und auch mit eher konservativen Priestern in Dialog zu treten“, seien seine Wünsche. Wenn die Pandemie vorbei ist, „hole ich nix nach, was ich nicht schon immer gelebt habe“, sagt der Pastor. „Ich will Gott weiter in den Menschen am Rande suchen und mich durch sie verändern lassen.“

André Przybyl