Menschenrechtler: Flüchtlinge in Mosambik von Armee eingekesselt

Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch (HRW) wirft Mosambiks Armee Verbrechen an Vertriebenen des Konflikts vor.
Johannesburg/Antananarivo – Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch (HRW) wirft Mosambiks Armee Verbrechen an Vertriebenen des Konflikts vor. Zivilisten würden in der nördlichen Unruheregion Cabo Delgado, hungrig und krank, von der Weiterreise in sicheres Gebiet abgehalten. "Die Beschränkungen der staatlichen Sicherheitskräfte hindern Zehntausende am Verlassen und setzen sie dem Risiko von Kämpfen und Hilfsengpässen aus", beklagte HRW am Freitag.

Dschihadistische Kämpfer in der Provinz Cabo Delgado. –Foto: © Kirche in Not

Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch (HRW) wirft Mosambiks Armee Verbrechen an Vertriebenen des Konflikts vor. Zivilisten würden demnach in der nördlichen Unruheregion Cabo Delgado, hungrig und krank, von der Weiterreise in sicheres Gebiet abgehalten. „Die Beschränkungen der staatlichen Sicherheitskräfte hindern Zehntausende am Verlassen und setzen sie dem Risiko von Kämpfen und Hilfsengpässen aus“, beklagte HRW am Freitag

88.000 Zivilisten in Mosambik geflohen

Die Organisation sprach mit mehreren der 88.000 Zivilisten, die Ende März bei einem Angriff durch Islamisten aus der Stadt Palma geflohen waren. Sie sitzen nun im benachbarten Dorf Quitunda fest. Dort mangle es an Wasser, Lebensmitteln und Medikamenten. „Wenn doch gelegentlich Hilfe ankommt, kämpfen wir darum“, sagte ein 28-Jähriger, der demnach bereits drei Fluchtversuche unternahm. Betroffene berichten, bei ihren Fluchtversuchen von Soldaten misshandelt worden zu sein.

Seit 2017 kommt es in Cabo Delgado an der Grenze zum Nachbarland Tansania immer wieder zu Anschlägen durch Terroristen. Die Extremisten stehen im Verdacht, von der Terrormiliz „Islamischer Staat“ unterstützt zu werden. Diese verbuchte auch den bisher schlimmsten Angriff Ende März auf die nordmosambikanische Stadt Palma für sich. 900.000 Menschen sind bisher vor den Angriffen geflohen.

Armee vermutet nach eigenen Angaben Rebellen unter den eingekesselten Flüchtlingen

Die Armee des südostafrikanischen Landes vermutet nach eigenen Angaben Rebellen unter den eingekesselten Flüchtlingen. Dennoch betont Mausi Segun, Afrikadirektorin bei HRW: „Regierungskräfte sind durch internationale Gesetze verpflichtet, Menschen in sicherere Gebiete zu geleiten, wenn Gefechte und Nahrungsmangel sie bedrohen.“ Die Organisation fordert raschen Zugang zu humanitärer Hilfe.

In der umkämpften Provinz Cabo Delgado im Norden Mosambiks wurden den letzten Monaten zahlreiche Kinder und Jugendliche verschleppt. Das teilte der Kommunikationsbeauftragte der Diözese Pemba, Kwiriwi Fonseca, dem weltweiten päpstlichen Hilfswerk „Kirche in Not“ mit. „Wir können von hunderten Entführungen sprechen“, sagte der Priester. „Die Terroristen benutzen die Jungen, um sie als Kindersoldaten zu rekrutieren. Die Mädchen machen sie zu ihren Ehefrauen und vergewaltigen sie. Wenn sie kein Interesse mehr an ihnen haben, werden sie ,entsorgt‘.“

Terroristen versuchen, verschleppte Kinder und Jugendlichen zu radikalisieren

Wie der Kommunikationsbeauftragte mitteilte, gehören zu den zahlreichen Entführungsopfern auch kirchliche Mitarbeiter, zum Beispiel die Ordensschwester Eliane da Costa. Die Brasilianerin hielt sich vergangenen August in Mocímboa da Praia auf, als Terroreinheiten die Küstenstadt von Terroreinheiten eroberten. Dabei wurden auch dutzende Menschen verschleppt – unter ihnen auch die Ordensfrau zusammen mit einer ihrer Mitschwestern von der Kongregation der St. Josephsschwestern von Chambéry.

Fonseca zufolge zielten die Terroristen darauf ab, die verschleppten Kinder und Jugendlichen zu radikalisieren und zu folgsamen Kämpfern zu machen. „Die Kinder befinden sich schon ein oder zwei Jahre in ihrer Gewalt. Das ist eine lange Zeit. Am Ende übernehmen sie den Hass und die Bosheit ihrer Entführer. Das Zusammenleben kann sie zu den schlimmsten Terroristen machen.“

Die Hilfsorganisation „Kirche in Not“ hat Soforthilfen für Mosambik zur Verfügung gestellt, damit Vertriebene in kirchlichen Einrichtungen untergebracht und versorgt werden können. Außerdem unterstützt das Hilfswerk den Lebensunterhalt von Priestern und Ordensfrauen in der Region, die Ausbildung und Schulung von Seminaristen und weitere Projekte, die mit den dringendsten Bedürfnissen des kirchlichen Lebens in Mosambik zu tun haben.

kna