Rund 20 Aktivisten der Initiative „Wir sind Kirche International“ haben in Rom für eine grundlegende Reform der katholischen Kirche demonstriert.
Rom – Rund 20 Aktivisten der Initiative „Wir sind Kirche International“ haben in Rom für eine grundlegende Reform der katholischen Kirche demonstriert. Am Mittwochnachmittag veranstaltete die Gruppe eine Mahnwache auf der Piazza Vittorio Emanuele II. Sie kritisierte eine fortwährende „patriarchalische Autokratie“ und einen „Erhalt der Macht und Privilegien“ von Klerikern. Dies trage dazu bei, dass die Ursachen für sexuellen und spirituellen Missbrauch in der Kirche bestehen blieben.
„Was alle betrifft, muss von allen entschieden werden“, sagte Colm Holmes, aus Irland stammender Vorsitzender von „Wir sind Kirche International“. Dieses alte Konzept der Kirche müsse wiederbelebt werden, um anhaltende Missstände zu beseitigen. Zudem fordert die Organisation Zugang für Frauen zu allen kirchlichen Ämtern, einen „Vorrang des Gewissens“, Freiwilligkeit des Priesterzölibats sowie ein „Willkommen für alle“. Die von Papst Franziskus kürzlich ins Leben gerufene Weltsynode, ein breit angelegter Reformprozess, wird von der Gruppe unterstützt. Ziel müsse eine „umgekehrte Pyramidenstruktur“ sein, die Papst und Bischöfe zu Dienern des Gottesvolkes mache.
„Wir sind Kirche“ ist ein Zusammenschluss von Katholiken, der seit 1995 für Veränderungen in der Kirche eintritt. Eine feste Mitgliedschaft gibt es nicht. Sprecher der Organisation verweisen auf mehrere zehntausend Unterstützer allein in Deutschland. Beobachter gehen von weit niedrigeren Zahlen aus. 1996 wurde in Rom ein internationaler Verbund gegründet, der mehrere nationale Reformgruppen umfasst.
Die Wurzeln der inzwischen in rund 30 Ländern vertretenen Initiative liegen im österreichischen „Kirchenvolksbegehren“, das 1995 Konsequenzen aus dem Missbrauchsskandal um den Wiener Kardinal Hans Hermann Groer forderte. Der Name der Bewegung geht nach eigenen Angaben auf ein Wort von Papst Pius XII. von 1946 zurück. Die Laien gehören demnach nicht zur Kirche – sie sind Kirche. Auch erinnert der Name an die Losung der Leipziger Montagsdemonstrationen „Wir sind das Volk“ kurz vor dem Sturz des Sozialismus in der DDR.