Auf Initiative der Gruppe „Die Kirche(n) im Dorf lassen“ haben am Samstagnachmittag Menschen in der Nähe des Tagebaus Garzweiler gegen die Entwidmung von Kirchen und Kapellen protestiert.
Mechernich – Auf Initiative der Gruppe „Die Kirche(n) im Dorf lassen“ haben am Samstagnachmittag Menschen in der Nähe des Tagebaus Garzweiler gegen die Entwidmung von Kirchen und Kapellen protestiert. „Singend, betend, meditierend und auch frierend stellen wir uns dem verletzenden Verhalten der Kirchenoberen entgegen“, heißt es in einer Mitteilung der Initiative. In den drei Orten nordwestlich von Köln hätten sie sich die Kirchen „symbolisch angeeignet“. Angaben zu konkretem Ablauf oder Teilnehmerzahlen wurden nicht gemacht.
Entwidmung am ersten Advent ohne Abschiedsgottesdienst
In der Mitteilung heißt es weiter: „So leicht dürfen diejenigen, die die Menschen vor Ort seit Jahren im Stich lassen, sich nicht ihrer Verantwortung entziehen.“ Die Organisatoren riefen die Verantwortlichen des Bistums Aachen auf: „Bringen Sie die Menschen nicht um einen würdevollen Abschied, wenn dieser denn wirklich unvermeidlich sein sollte!“
Gottesdienst in Kuckum mit Grüssen nach Keyenberg pic.twitter.com/TvI05n9ISY
— JummySonne (@JummySonne) 27. November 2021
Die Entwidmung der Kirchen und Kapellen in den Orten Keyenberg, Kuckum und Berverath solle ausgerechnet am ersten Advent ohne Abschiedsgottesdienst erfolgen, hatte die Initiative bereits vor wenigen Tagen kritisiert. Dabei habe die künftige Bundesregierung in ihrem Koalitionsvertrag ihre Absicht bekundet, den Kohleausstieg vorzuziehen und die Dörfer zu retten. Die Gruppierung wendet sich damit gegen die Beschlüsse der zuständigen Kirchengemeinde und des Bistums Aachen.
„Gedenkbuch – Gedankenbuch“ für Worte des Abschieds
Die Pfarrei Christkönig in Erkelenz und ihre Gremien hatten vorige Woche mitgeteilt, sich bewusst gegen eine Profanierung im Rahmen eines Gottesdienstes entschieden zu haben. Am Samstag vor dem ersten Advent würden die Gotteshäuser für einen persönlichen Rundgang, ein stilles Gebet und das letzte Entzünden einer Kerze geöffnet. Zudem liege ein „Gedenkbuch – Gedankenbuch“ für Worte des Abschieds aus, das später als „erstes Stück Identität“ in die geplante Kapelle Sankt Petrus in Keyenberg (neu) eingebracht werden solle.
„Dieses neue Gotteshaus als Neubau und als Gebäude zeigt: Wir mögen andere Gebäude aufgeben und übergeben an neue Eigentümer – aber wir als Gemeinde wollen als Gemeinschaft der Glaubenden weiter präsent sein und wollen uns in einer neuen Heimat zusammen finden, ohne die alte Heimat zu vergessen“, heißt es in einem öffentlichen Brief von Pfarrer Werner Rombach, Kirchenvorstandsmitglied Herbert Exner und Beate Küppers vom Rat der Gemeinschaft der Gemeinden.
RWE Power seit 2019 Eigentümer der Kirchen
Laut der Pfarrei ist RWE Power seit 2019 Eigentümer der Kirchen Heilig Kreuz in Keyenberg, Herz Jesu in Kuckum sowie der Kapelle Sankt Josef in Berverath. Die Pfarrei habe nur noch ein Nutzungsrecht und sei vertraglich verpflichtet, Kirchen und Kapelle im Laufe des Jahres 2022 entwidmet zu übergeben.
Neben den bereits überführten Glocken würden aus den alten Gotteshäusern noch andere Gegenstände in die „neue Heimat“ mitgenommen, darunter ein Taufstein und ein Marienaltar. Weitere Gegenstände fänden in verschiedenen Kirchen der Pfarrei Christkönig einen Platz.