Die Initiative „Wir sind Kirche“ sowie Vetreter anderer Gruppen wie Maria 2.0 appellieren an Papst Franziskus, dem „unverantwortlichen Treiben von Kardinal Gerhard Ludwig Müller“ umgehend Einhalt zu gebieten.
Die Initiative „Wir sind Kirche“ sowie Vetreter anderer Gruppen wie Maria 2.0 appellieren an Papst Franziskus, dem „unverantwortlichen Treiben von Kardinal Gerhard Ludwig Müller“ umgehend Einhalt zu gebieten. In einem am Donnerstag in München veröffentlichten „Offenen Brief“ heißt es: „Wir halten es für nicht vertretbar, dass eine Person, die Verschwörungsmythen verbreitet und sich antisemitischer Chiffren bedient, als Richter am Obersten Gerichtshof der Apostolischen Signatur amtiert und als Mitglied des Kardinalskollegiums zum Kreis der potenziellen Papstwähler zählt.“
Müller habe der katholischen Kirche „erneut schweren Schaden zugefügt“
Der frühere Bischof von Regensburg und ehemalige Präfekt der Römischen Kongregation für die Glaubenslehre hatte in jüngster Zeit mehrfach mit Äußerungen zur Corona-Pandemie für Empörung gesorgt. Als Reaktion auf die Kritik habe er aber nicht etwa seine Aussagen korrigiert oder gar zurückgenommen, so „Wir sind Kirche“, sondern sie „noch bekräftigt und zum Teil sogar verschärft“. Von einem Kardinal sei aber zu erwarten, sich an seriösen wissenschaftlichen Fakten zu orientieren. Er müsse zudem alles dafür tun, um Spaltungen in Gesellschaft und Kirche zu vermeiden. Müller aber habe mit seinen Aussagen der katholischen Kirche „erneut schweren Schaden zugefügt“.
Der Kardinal hatte in der vergangenen Woche Maßnahmen gegen die Corona-Pandemie kritisiert. Dabei habe er zum Teil Formulierungen mit Anklängen an Verschwörungsideologien benutzt, kritisierten unter anderem mehrere Antisemitismus-Beauftragte, Rabbiner und der Zentralrat der Juden in Deutschland. Müller sprach unter anderem von Versuchen, die Menschen „gleichzuschalten“ und einen „Überwachungsstaat“ zu etablieren. Namentlich nannte er den Gründer des Weltwirtschaftsforums, Klaus Schwab, Microsoft-Gründer Bill Gates und den Investor George Soros. Auch verwies er auf Warnungen vor einem sogenannten Great Reset oder Big Reset, also vor angeblichen Eliten-Verschwörungen zum Sturz der Demokratie.
Bätzing: „abstruse Ansichten, die Spaltung befördern“
Auch der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing, widersprach diesen Ansichten. Der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ sagte Bätzing, er gehe davon aus, dass Müller diese Aussage als Privatperson getätigt habe. „Und ich muss sagen, da sind abstruse Ansichten dabei, die Spaltung befördern. Ich teile seine Auffassung nicht und finde seine Wortwahl absolut unpassend. Das geht gar nicht“, so der Limburger Bischof.