Auf Druck der indischen Regierung hat der Orden „Missionarinnen der Nächstenliebe“ ein Kinderheim im Bundesstaat Uttar Pradesh geschlossen.
Neu Delhi – Auf Druck der indischen Regierung hat der Orden „Missionarinnen der Nächstenliebe“ ein Kinderheim im Bundesstaat Uttar Pradesh geschlossen. Zuvor hatte das Verteidigungsministerium behauptet, die vor über 50 Jahren von der Heiligen Mutter Teresa in Kanpur gegründete Einrichtung sei auf einem Armeegrundstück errichtet worden, dessen Pachtvertrag bereits 2019 ausgelaufen sei, berichtete der asiatische Pressedienst Ucanews am Donnerstag.
„Es ist bedauerlich, dass eine Einrichtung, die den Verlassenen und Stimmlosen in der Gesellschaft diente, geschlossen wird, anstatt die Pacht zu verlängern“, so ein Sprecher des Indischen Katholischen Forums. Unverständnis äußerte das Forum zudem über die Forderung des Verteidigungsministeriums nach einer Zahlung des Ordens von umgerechnet knapp 221.000 Euro für die „unbefugte Nutzung des Grundstücks“.
Die Schließung des Waisenhauses erfolgte nur gut eine Woche nach dem von Indiens Regierung erlassenen Verbot ausländischer Spenden für die Missionarinnen der Nächstenliebe. Zur Begründung hieß es, dass die Gemeinschaft die „Eignungskriterien“ dafür nicht mehr erfülle. Der Frauenorden betreibt in ganz Indien Unterkünfte für arme und obdachlose Menschen. Der Zeitung „The Hindu“ zufolge erhielt der Orden im Haushaltsjahr 2020/21 rund 750 Millionen US-Dollar (662 Millionen Euro) an Spenden aus dem Ausland.
Die Vertreibung des Ordens fügt sich in eine Reihe Schikanen und Gewalt gegen Christen in Indien. 2021 war nach Daten des indischen United Christian Forum (UCF) mit 486 dokumentierten Vorfällen das „gewalttätigste Jahr“ für die christliche Minderheit in der Geschichte des Landes. Allein in den letzten beiden Monaten 2021 habe es über 100 Gewalttaten gegen Christen gegeben.