Ein katholischer Priester wirft dem 2013 verstorbenen Münsteraner Bischof Reinhard Lettmann grenzverletzendes Verhalten vor.
Münster – Ein katholischer Priester wirft dem 2013 verstorbenen Münsteraner Bischof Reinhard Lettmann grenzverletzendes Verhalten vor. Dieser solle dem von 1974 bis 1987 in der Diözese tätigen Priester bei einer kurzen persönlichen Begegnung in übergriffiger Weise berührt haben. Das Bistum Münster berichtete am Mittwoch über die eidesstattlich versicherte Aussage des Geistlichen. Lettmann leitete die Diözese von 1980 bis 2008.
Der Priester hatte den Angaben zufolge den Vorwurf kurz vor Weihnachten in einem Gespräch mit dem Interventionsbeauftragten des Bistums Münster, Peter Frings, erhoben. „Es handelt sich um den ersten Vorwurf dieser Art gegen den verstorbenen Bischof“, erklärte Frings. „Wir nehmen das ernst und haben den Sachverhalt umgehend den Historikern der Universität Münster vorgelegt.“ Wissenschaftler der Hochschule arbeiten derzeit an einer Studie zur Aufarbeitung sexuellen Missbrauchs im Bistum Münster.
Studie wirft Lettmann Leitung- und Kontrollversagen vor
Die Diözese machte keine Angaben darüber, welchem Bistum der Priester angehört und wo er heute tätig ist. Zu den Vorwürfen sagte Frings: „Was damals genau passiert ist, werden wir vermutlich nicht mehr aufklären können.“ Konkrete Zeugen könnten namentlich nicht benannt werden. „Die in dieser Zeit bei Bischof Lettmann tätigen Bischofskapläne habe ich befragt; sie konnten zu dem Sachverhalt nichts sagen“, so Frings.
Ende 2020 vorgelegte erste Zwischenergebnisse der wissenschaftlichen Untersuchung attestieren Lettmann und seinen Vorgängern ein „intensives Leitungs- und Kontrollversagen“ beim Umgang mit Missbrauchstätern unter den Klerikern. Diese seien immer wieder in der Pfarrseelsorge eingesetzt worden.