Die Führungsspitze des Erzbistums Köln blickt mehrheitlich skeptisch auf eine Rückkehr von Kardinal Rainer Maria Woelki.
Köln – Die Führungsspitze des Erzbistums Köln blickt mehrheitlich skeptisch auf eine Rückkehr von Kardinal Rainer Maria Woelki. Der Erzbischöfliche Rat habe sich in einer Sondersitzung am Mittwochabend ausführlich mit der in etwa zwei Wochen endenden Auszeit des Erzbischofs befasst, erklärten Kirchenkreise am Donnerstag der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). Sie bestätigten somit einen Bericht des Kölner Stadt-Anzeigers.
Sorge über fehlendes Vertrauen in Woelki
In dem rund 20 Mitglieder umfassenden Gremium habe es zwar keine förmliche Abstimmung gegeben, hieß es. Überwiegend hätten die Teilnehmenden aber ihre Sorge über fehlendes Vertrauen in Woelki und seine mangelhafte Kommunikation geäußert. Einzelne Stimmen hätten für einen gemäßigten und offenen Umgang mit dem Erzbischof plädiert.
Dem Erzbischöfliche Rat gehören die Weihbischöfe an, darunter der derzeitige Übergangsleiter Rolf Steinhäuser sowie Ansgar Puff. Weihbischof Dominikus Schwaderlapp befindet sich im Ausland und nahm an der Besprechung nicht teil. Weiter vertreten sind in dem Gremium Woelkis Generalvikar und aktuell als Delegat eingesetzter Markus Hofmann, der oberste Kirchenrichter, die Leiter von Priesterseminar und Diözesancaritasverband sowie die Hauptabteilungsleiter in der Bistumsverwaltung.
Laut Kölner Stadt-Anzeigers enthielt Hofmann sich in der Sitzung einer Äußerung. Seine Stellvertreter Markus Bosbach und Mike Kolb, die als Verantwortlicher für die Weiterentwicklung des Bistums beziehungsweise als Personalchef einflussreiche Posten in der Bistumsverwaltung, bezogen indes gegen die Rückkehr Woelkis Stellung.
Petition für Verbleib und Ankündigung von Protest
Unterdessen starteten Unterstützer Woelkis eine Petition für einen Verbleib des Erzbischofs in seinem Amt. Es sei «schlicht ein Gebot der Fairness, Kardinal Woelki die Chance eines Neubeginns zu ermöglichen», so die Initiatoren. Innerhalb einer Woche haben rund 1.200 Menschen unterschrieben.
Eine Gruppe aus Mitgliedern von katholischen Frauen- und Jugendverbänden, Priestern, Gemeinde- und Pastoralreferenten, des Kölner Katholikenausschusses und der Reforminitiave Maria 2.0 verlangt dagegen «eine personelle Veränderung der Leitung in unserem Erzbistum». Eine vertrauensvolle Zusammenarbeit mit Woelki sei nicht vorstellbar, heißt es in einem am Donnerstag veröffentlichten Brief an Übergangsleiter Steinhäuser. Katholiken aus Rommerskirchen wollen Woelki nach dem Aschermittwoch-Gottesdienst im Kölner Dom „Rote Karten“ präsentieren. Zurzeit können Gemeindemitglieder ihre Reformanliegen auf den Karten festhalten.
Weiterer öffentlicher Termin nach Rückkehr bekanntgemacht
Woelki befindet sich seit Oktober in einer mit dem Papst verabredeten Auszeit, um die Querelen um die Missbrauchaufarbeitung aufzuarbeiten. Franziskus hatte nach einer Untersuchung erklärt, der Kardinal habe „große Fehler“ vor allem in der Kommunikation gemacht, aber keine Verbrechen vertuschen wollen. Bis zum Ende der Auszeit leitet Steinhäuser die mitgliederstärkste deutsche Diözese.
Unterdessen wurde ein weiterer öffentlicher Termin mit Woelki nach seiner Rückkehr bekannt gemacht. Er soll bei einer ökumenischen Andacht zum Beginn der Passionszeit predigen, wie die Evangelische Kirche im Rheinland (EKiR) am Donnerstag mitteilte. Neben Woelki wollen an dem Abendgottesdienst am 5. März in der Düsseldorfer Johanneskirche EKiR-Präses Thorsten Latzel, Düsseldorfs evangelischer Superintendent Heinrich Fucks, der katholische Stadtdechant Frank Heidkamp, Bischofsvikar Jovan Stanojevic von der Serbisch-Orthodoxen Kirche Düsseldorf sowie Pastor David Nwankpa von den Internationalen Gemeinden teilnehmen.
Der sonst übliche anschließende Empfang entfällt wegen der Corona-Pandemie. Bis zum 23. Februar sind Anmeldungen für den Gottesdienst unter www.ekir.de/passionsandacht2022 möglich.
kna
Hinweis der Bericht wurde am 17. Februar 2021 um 17.03 Uhr um den Abschnitt „Petition für Verbleib und Ankündigung von Protest“ ergänzt.