Der katholische Ordensmann Christophorus Goedereis hat sich für grundsätzliche Reformen kirchlicher Leitungsämter ausgesprochen. „Höhere Machtpositionen sollten in der Kirche prinzipiell zeitlich begrenzt sein“.
–Foto: Kapuziner
München – Der katholische Ordensmann Christophorus Goedereis hat sich für grundsätzliche Reformen kirchlicher Leitungsämter ausgesprochen. „Höhere Machtpositionen sollten in der Kirche prinzipiell zeitlich begrenzt sein“, sagte er in einem am Freitag auf der Internetseite seines Ordens veröffentlichten Interview. Goedereis leitet die deutsche Kapuzinerprovinz mit Sitz in München. „Wenn ein Bischof zweimal für sieben Jahre gewählt werden kann, dann ist das für mich eine sinnvolle Begrenzung“, fügte der Provinzial hinzu. „Nach der ersten Amtszeit könnte man das Ergebnis im guten christlichen Sinne evaluieren.“ Auch Bischöfe und sogar Päpste seien lernfähig. Zuletzt hatte der Bamberger Erzbischof Ludwig Schick für eine zeitlich begrenzte Vergabe kirchlicher Leitungsämter plädiert.
Goedereis verwies auf die Erfahrungen der franziskanischen Orden, zu denen die Kapuziner gehören. Dort seien sämtliche Amtszeiten zeitlich begrenzt. „Dadurch werden die Menschen nicht besser, aber Dynamiken und die Art der Ausübung von Macht verändern sich“, so der Provinzial. Skeptisch äußerte sich der Ordensmann mit Blick auf kirchliche Leitungskräfte, die durch ihren Umgang mit sexuellem Missbrauch in die Kritik geraten sind und ihre Ämter weiter ausüben wollen. „Diejenigen, denen Vorwürfe gemacht werden, können nicht diejenigen sein, die das Vertrauen zurückgewinnen müssen. Das funktioniert nicht“, sagte der Kapuziner, ohne auf bestimmte Personen Bezug zu nehmen.
Goedereis zeigte sich in dem Interview offen für weitere Reformen wie die Zulassung von Frauen zur Priesterweihe und die Aufhebung der Zölibatspflicht für katholische Geistliche. „Diese Ansätze bringen sicher nicht das Paradies auf Erden, ich würde mich aber freuen, wenn die Kirche hier endlich weiterkäme.“ Im Übrigen traue er vor allem dem Heiligen Geist zu, „dass viele dieser Entwicklungen am Ende schneller kommen als manche glauben“.
