Paukenschlag im katholischen Bistum Speyer: Generalvikar Andreas Sturm (47) scheidet mit sofortiger Wirkung aus dem Dienst der Diözese aus und will sich der alt-katholischen Kirche anschließen.
Speyer – Paukenschlag im katholischen Bistum Speyer: Generalvikar Andreas Sturm (47) scheidet mit sofortiger Wirkung aus dem Dienst der Diözese aus und will sich der alt-katholischen Kirche anschließen. Der Speyerer Bischof Karl-Heinz Wiesemann habe am Freitag den Rücktritt Sturms mit sofortiger Wirkung angenommen und ihn zugleich von allen priesterlichen Aufgaben entbunden, teilte das Bistum mit. Der Generalvikar ist Verwaltungschef und Stellvertreter des Bischofs.
Sturm, der seit 2018 Speyerer Generalvikar war, hatte den Angaben zufolge dem Bischof mitgeteilt, dass er künftig als Priester in der alt-katholischen Kirche tätig sein wolle. „Ich habe im Lauf der Jahre Hoffnung und Zuversicht verloren, dass die römisch-katholische Kirche sich wirklich wandeln kann“, schreibt Sturm in einer persönlichen Erklärung.
Gleichzeitig erlebe er, wie viel Hoffnung in den katholischen Reformdialog Synodaler Weg gesetzt werde. „Ich bin aber nicht mehr in der Lage, diese Hoffnung auch zu verkünden und ehrlich und aufrichtig mitzutragen, weil ich sie schlichtweg nicht mehr habe“, so Sturm. Er gehe aber nicht mit Ärger und Wut, sondern mit einer großen Hoffnung für sich und seine Berufung.
Zum neuen Generalvikar berief Bischof Wiesemann mit sofortiger Wirkung Markus Magin (57), der seit 1994 Priester der Diözese Speyer ist. Magin habe sich als Kaplan, Pfarrer und seit 2009 als Regens des Bischöflichen Priester- und Pastoralseminars Sankt German in Speyer ausgezeichnet. Er besitze ein breites theologisches Wissen, eine tiefe geistliche Verwurzelung und ein großes Organisations- und Kommunikationstalent.
Wiesemann nahm die Erklärung Sturms „mit großem Bedauern“ an. Er respektiere dessen Gründe, teile sie jedoch nicht. Auch er stelle Erneuerungsbedarf in der Kirche fest, sehe die Kirche aber „mitten in lebendigen Prozessen“, die „ihr Handeln verändern, auch wenn es einzelne Rückschläge geben sollte“. Wiesemann betonte, nach seiner Überzeugung schenke „der Heilige Geist der Kirche auch heute – wie schon so oft in ihrer 2.000-jährigen, von Um- und Abbrüchen, aber auch von dynamischen Neuaufbrüchen geprägten Geschichte – jene Kraft zur Erneuerung, die nötig ist, um Wege aus der gegenwärtigen Krise der Kirche zu finden“.
Er vertraue darauf, dass der Synodale Weg wie auch der weltkirchliche synodale Prozess „wichtige Schritte auf dem Weg zur notwendigen Erneuerung“ seien, so Wiesemann. Das Anliegen einer „menschenfreundlichen, geschlechtergerechten und angstfreien Kirche“ bleibe wichtig. Dafür habe sich Sturm, der insgesamt 20 Jahre lang im Bistum Speyer gewirkt habe, immer stark gemacht. Als Leiter der Bistumsverwaltung habe er der Diözese richtungsweisende Impulse gegeben. Wiesemann nannte insbesondere Sturms „umsichtigen Umgang mit dem Thema Missbrauch“ und sein „entschiedenes Eintreten für Betroffene sexualisierter Gewalt im Raum der Kirche“.