Der neue Pariser Erzbischof Laurent Ulrich wird am Montagabend in der Pariser Pfarrkirche und „Ersatz-Kathedrale“ Saint-Sulpice ins Amt eingeführt.
Paris – Der neue Pariser Erzbischof Laurent Ulrich wird am Montagabend in der Pariser Pfarrkirche und „Ersatz-Kathedrale“ Saint-Sulpice ins Amt eingeführt. Der bisherige Erzbischof von Lille tritt in der Hauptstadt die Nachfolge des im Dezember zurückgetretenen Michel Aupetit (71) an.
Der aus Dijon stammende Ulrich war vor seinem Amt in Lille Erzbischof von Chambery. In der Französischen Bischofskonferenz leitet er den Rat für das katholische Bildungswesen. Ulrich übernimmt die Amtsgeschäfte der größten französischen Diözese vom Interimsleiter Georges Pontier (79), emeritierter Erzbischof von Marseille.
Das Erzbistum Paris gehört zu den renommiertesten Diözesen der katholischen Weltkirche. Traditionell erhält ihr Leiter im Lauf seiner Amtszeit den Kardinalsrang; allerdings dürfte dies frühestens erfolgen, nachdem Ulrichs Vorvorgänger Andre Vingt-Trois im November mit Erreichen der Altersgrenze von 80 Jahren sein Stimmrecht für die Papstwahl verliert. Im Bereich der Diözese leben heute gut 2,2 Millionen Menschen; davon sind rund 1,35 Millionen katholisch getauft; das ist ein Bevölkerungsanteil von 60 Prozent.
Schwierige Aufgaben zu bewältigen
Das Amt des französischen Hauptstadt-Bischofs ist auch ein sehr politisches. In der gesellschaftlichen Debatte werden vom Pariser Erzbischof konstruktive Beiträge erwartet. Zu Ulrichs Aufgaben nach innen wird vor allem gehören, die von internen Querelen und den Folgen der kirchlichen Missbrauchsskandalen aufgewühlte Diözese wieder in ruhigere Fahrwasser zu bringen. Zudem sind die Wiederherstellung der 2019 durch einen Großbrand stark beschädigten Kathedrale Notre-Dame zu bewältigen sowie die Aufsicht über die renommierte Pariser Hochschule Institut Catholique zu gewährleisten.
Absolvent in Philosophie wie Theologie, widmete Ulrich seine Abschlussarbeit dem Thema Glaubensbekenntnis in der modernen Welt. Aus der nördlichen Metropole Lille ist er mit den Problemen in ärmeren ländlichen oder Arbeitervierteln und der dramatischen Situation von Migranten vertraut. Dort gehörte er zu den Initiatoren der Provinzialsynode für Lille, Arras und Cambrai (2013-2015).
Ulrichs Vorgänger Aupetit hatte seinen Amtsverzicht angeboten, nachdem eine Reihe von Presseberichten seine Amtsführung und Privatleben in Zweifel gezogen hatten. Die Rede war von einer Affäre mit einer erwachsenen Frau vor seiner Zeit als Erzbischof. Aupetit räumte ein zweideutiges Verhalten ein, wies jedoch ein Verhältnis klar zurück. Papst Franziskus hatte den Amtsverzicht binnen kurzem angenommen.