Der zurückgetretene Bischof des Schweizer Bistums Lugano, Valerio Lazzeri, hat seinen Rückzug aus dem Amt mit emotionalen Worten erklärt.
Lugano/Vatikanstadt – Der zurückgetretene Bischof des Schweizer Bistums Lugano, Valerio Lazzeri, hat seinen Rückzug aus dem Amt mit emotionalen Worten erklärt. In den vergangenen zwei Jahren habe er eine wachsende innere Müdigkeit gespürt. „Diese hat mir nach und nach den Schwung und die Heiterkeit genommen, die es braucht, um die Kirche von Lugano angemessen zu leiten“, sagte Lazzeri am Montag bei einer Pressekonferenz an seinem Bischofssitz.
Die mit dem Bischofsamt verbundenen Aufgaben seien ihm im Laufe der Jahre „unerträglich“ geworden. Es sei ihm schwer gefallen, Autorität auszuüben, die unter bestimmten Umständen nicht ohne rechtliche und disziplinarische Instrumente auskomme, so Lazzeri. Auf konkrete Ereignisse oder Skandale um einzelne Priester, die in den letzten Jahren für Schlagzeilen sorgten, ging er nicht ein. Zum Wohle des Bistums habe er entschieden, dem Papst seinen Rücktritt anzubieten, und wolle nun eine Auszeit nehmen, um nachzudenken, „in der Stille und im suchenden Gebet“. Wohin er sich zurückziehen wird, sagte Lazzeri nicht, die Beziehungen zum Tessin wolle er aber nicht aufgeben.
Papst Franziskus hatte am Montag den vorzeitigen Rücktritt des 59-jährigen Lazzeri angenommen. Die Entscheidung gab der Vatikan ohne Nennung von Gründen bekannt. Bereits in der vergangenen Wochen berichteten Schweizer Medien über einen möglichen Rücktritt des Bischofs. Die schweizerische Diözese Lugano hat für Montag eine Pressekonferenz angekündigt. Laut Kirchenrecht müssen Bischöfe dem Papst erst mit Vollendung des 75. Lebensjahres ihren Rücktritt anbieten.
Medienspekulationen zufolge könnte Überforderung bei der Führung des Bistums ein Grund sein für den ungewöhnlich frühen Rücktritt Lazzeris. In seine Amtszeit fallen etwa die Einstellung der letzten katholischen Tageszeitung der Schweiz „Giornale del Popolo“ sowie mehrere Skandale um Priester im Zusammenhang mit Missbrauch, Sex und Trunkenheit. Auch über gesundheitliche Gründe wird spekuliert.
Unterdessen ernannte Papst Franziskus Bischof Alain de Raemy, Weihbischof der Diözese Lausanne, Genf und Freiburg, zum Apostolischen Administrator der Diözese Lugano, bis ein neuer Diözesanbischof gewählt wird. Das teilte der für die Schweiz zuständige Nuntius Bischof Martin Krebs mit. De Raemy zeigte sich in der Pressekonferenz „überrascht“ über den Personalentscheid des Papstes. Er kündigte an, wolle alle Pfarreien, Seelsorgestellen und kirchlichen Dienste zu besuchen.
Die Schweizer Bischofskonferenz reagierte mit Bedauern auf den Rücktritt Lazzeris. Die Zusammenarbeit mit dem Tessiner Bischof sei „stets gut und fruchtbar“ gewesen. Seit 2013 stand der in Dongio geborene Lazzeri dem Bistum Lugano vor. Der Schweizer studierte in Fribourg und Rom Philosophie und Theologie und wurde 1989 zum Priester geweiht.
Von 1993 bis 1999 arbeitete Lazzeri in der vatikanischen Bildungskongregation. Nach der Rückkehr in seine Heimatdiözese Lugano wurde er zunächst Pfarrvikar in Locarno und arbeitete als Dozent für Spiritualität und Patristik an der Theologischen Fakultät von Lugano.
kna