Vatikan hob Höchststrafe für Rupnik rasch wieder auf

Der Skandal um den slowenischen Mosaikkünstler und Jesuiten Marko Rupnik zieht immer weitere Kreise. Die Erschütterungen reichen bis nach Brasilien.
Der Skandal um den slowenischen Mosaikkünstler und Jesuiten Marko Rupnik zieht immer weitere Kreise. Die Erschütterungen reichen bis nach Brasilien.

–Foto: pixabay

Im Skandal um den international bekannten Künstler und Jesuiten Marko Rupnik hat sein Orden weitere Einzelheiten über den Umgang kirchlicher Stellen mit dem Fall veröffentlicht. Demnach ging bereits im Oktober 2018 eine Anzeige bei der Jesuitenzentrale in Rom ein. Der Vorwurf: Rupnik habe einer erwachsenen Frau nach dem gemeinsamen Sex die Beichte abgenommen und ihr dabei die Absolution (Lossprechung) von der mit ihm selbst begangenen Sünde erteilt. Dies ist laut Kirchenrecht eine sehr schwere Straftat.

„Übertretung des Sechsten Gebots“

Im Januar 2020 entschied ein Kirchengericht, dass dieser Straftatbestand tatsächlich vorliege und Rupnik also exkommuniziert sei. Dieser Ausschluss aus der kirchlichen Gemeinschaft ist die schwerste Strafe in der katholischen Kirche, um den Täter zu Reue und Umkehr zu bringen. Im Mai 2020 stellte die Römische Glaubenskongregation die Exkommunikation auch formal fest, hob sie aber – nachdem Rupnik die Tat bereut hatte – noch im selben Monat wieder auf. Wann und wo sich die ursprüngliche „Übertretung des Sechsten Gebots“ ereignete und wann Rupnik seiner „Mittäterin“ die Absolution für die gemeinsam begangene Sünde zusprach, teilte der Orden nicht mit.

13 Monate nach der Aufhebung der Exkommunikation, im Juni 2021, trafen bei der Römischen Glaubenskongregation weitere Anschuldigungen gegen Rupnik ein, diesmal von mehreren Ordensfrauen aus Slowenien. Dabei ging es offenbar um sexuelle Übergriffe in den 90er Jahren sowie um den Vorwurf geistlichen Machtmissbrauchs. Der Jesuitengeneral verbot Rupnik daraufhin das Beichtehören sowie die geistliche Begleitung von Exerzitien. Dennoch hielt Rupnik weiter öffentliche Vorträge.

Im Januar 2022 kam eine Voruntersuchung zu dem Ergebnis, dass die Anschuldigungen Bestand haben; die Glaubenskongregation übernahm den Fall. Im selben Monat empfing Papst Franziskus Rupnik persönlich. Im Oktober schließlich stellte die römische Behörde fest, dass die Anschuldigungen aus Slowenien, wo Rupnik bis 1993 überwiegend lebte, verjährt seien. Ein kirchlicher Strafprozess wurde daher nicht in Gang gesetzt. Die gegen Rupnik verhängten Einschränkungen blieben jedoch als „Verwaltungsanordnungen“ bestehen. Allerdings durfte Rupnik weiterhin seinen künstlerischen Tätigkeiten nachgehen.

Bistum stellt Zusammenarbeit mit Ruppig ein

Die neuen Erklärungen des Ordens, über die am Dienstag mehrere italienische Medien berichteten, wurden vom Delegaten für die „provinzübergreifenden Niederlassungen“, Pater Johan Verschueren, auf einer Homepage der römischen Jesuitenzentrale veröffentlicht. In Vatikankreisen hieß es dazu, der Orden habe nun „angemessen kommuniziert“. Da es sich um einen Jesuiten handele, der nicht dem Vatikan unterstellt ist, sei allein sein Orden für die Kommunikation über den Fall zuständig.

Unterdessen teilte der Bischof von Versailles in Frankreich, Luc Crepy, auf der Bistums-Website mit, dass die Diözese und die Pfarrei Montigny-Voisins-le-Bretonneux die Zusammenarbeit mit Rupnik an der Ausgestaltung einer dort neu errichteten Kirche ab sofort einstellen. Eine der bedeutendsten Baustellen, an der Rupnik und seine Werkstatt derzeit beteiligt sind, ist die Fassadengestaltung des Marienheiligtums in Aparecida (Brasilien). Mit mehr als 4.000 Quadratmetern Mosaikfläche ist es der bislang größte Auftrag für das von Rupnik geleitete „Centro Aletti“ in Rom. Nach Angaben der Werkstatt gibt es in mehr als 150 Kirchen weltweit von Rupnik entworfene Mosaiken.

Von Ludwig Ring-Eifel (KNA)