Katholische Reformbewegungen hoffen auf Konferenz in Prag

Ab Sonntag beraten in Prag Hunderte Laien und Geistliche aus Europa über die Zukunft der katholischen Kirche.
Katholische Reformbewegungen hoffen auf Konferenz in Prag

Der Hradschin mit dem Veitsdom in Prag. Bild von Markéta (Machová) Klimešová auf Pixabay

Vertreterinnen und Vertreter katholischer Reformbewegungen aus Deutschland und ganz Europa blicken mit gemischten Gefühlen auf ein bevorstehendes großes Kirchentreffen in Prag. Zugleich fordern sie die Teilnehmenden an der kontinentalen Synodenversammlung vom 5. bis 12. Februar zu grundlegenden Reformen auf.

Der Vorsitzende der Organisation „Wir sind Kirche International“, Colm Holmes, hob bei einer Online-Pressekonferenz am Montag hervor, in Prag diskutierten zwar etwa 600 Laien und Kleriker vier Tage lang über den Erneuerungsprozess der Kirche. „Doch leider werden an den letzten beiden Tagen nur die 39 Leiter der Bischofskonferenzen zusammenkommen“, kritisierte der Ire: „Was alle betrifft, sollte von allen entschieden werden.“

Befürchtung von „Querschüssen“

Die Tagung in Prag steht im Kontext des von Papst Franziskus begonnenen synodalen Prozesses der Weltkirche. Dazu sind im Oktober 2023 und Oktober 2024 Synodentreffen in Rom geplant. Mit Papst Franziskus sei das Thema der Synodalität – also des gemeinsamen Austauschs und des gemeinsamen Unterwegsseins – an der Spitze der Weltkirche angekommen, betonte Christian Weisner, Mitbegründer von „Wir sind Kirche“ in Deutschland: „Irritierend sind jedoch die zahlreichen Querschüsse und Verunglimpfungen, die zum Teil von höchsten vatikanischen Würdenträgern ausgehen und die befürchten lassen, dass eine mächtige Clique in Rom diese Kirche immer noch von oben nach unten regieren möchte.“.

Die Leiterin der italienischen religiösen Zeitschrift „ADISTA“, Ludovica Eugenio, wies auf die weiterhin stockende Aufarbeitung von sexuellem Missbrauch in der Kirche hin. Dieser sei „die Folge eines Machtmissbrauchs, der sich nicht im luftleeren Raum abspielt“, sondern in einem Kontext, der solche Gewalt weiter begünstige.

Der Sekretär der katholischen Arbeitsgruppe des Europäischen Forums Christlicher LGBT-Gruppen, Miroslav Matavka, beklagte eine anhaltende Diskriminierung sexueller Minderheiten. Vor allem in Osteuropa sähen sich diese immer noch mit wissenschaftlich längst widerlegten Vorurteilen konfrontiert. „Einige Ortskirchen befürworten zum Beispiel immer noch direkte oder indirekte Heilmethoden von Homosexualität oder verschiedene Angebote zur Unterdrückung der Geschlechtsidentität“, so der Slowake.

Kein Zurück auf dem Weg zu synodalen Kirche

Die Britin Sophie Rudge, Co-Vorsitzende des europäischen katholischen Frauennetzwerks Andante, forderte „die Zulassung von Frauen zum Diakonat, die Ermöglichung des Predigtamtes für Frauen und die Öffnung von Leitungspositionen für Frauen“. Nur so sei eine grundlegende Veränderung in der Kirche möglich.

Die deutsche Benediktinerin Philippa Rath, unter anderem Delegierte der Orden im deutschen Reformprozess Synodaler Weg, zeigte sich überzeugt, „dass es kein Zurück gibt auf dem Weg zu einer synodalen Kirche“. Es bleibe aber noch viel zu tun, etwa die Schaffung einer nüchternen Streitkultur. Unterdessen forderte auch die deutsche Initiative Maria 2.0 in einer Erklärung zum Treffen in Prag den Zugang aller Menschen zu allen Ämtern und Diensten in der katholischen Kirche und die gleichberechtigte Teilnahme von Frauen und Laien an der Weltsynode. Dass die Hälfte der Menschheit bisher aufgrund ihres Geschlechts davon ausgeschlossen sei, ignoriere wesentliche Prinzipien der Menschenrechte und das deutsche Grundgesetz.

Von Christoph Schmidt (KNA)