In der britischen Asyldebatte fordert die katholische Bischofskonferenz von England und Wales eine möglichst freizügige Einwanderungspolitik.
London/Vatikanstadt – In der britischen Asyldebatte fordert die katholische Bischofskonferenz von England und Wales eine möglichst freizügige Einwanderungspolitik. „Nationalistische oder individualistische Tendenzen dürfen uns nicht daran hindern, die Menschheit als eine einzige Familie zu sehen“, zitierte das vatikanische Nachrichtenportal „Vatican News“ (Donnerstag) aus einem Dokument der Bischöfe mit 24 Grundsätzen zur Migrationspolitik.
Konkret wirbt das Schreiben mit dem Titel „Love the Stranger“ etwa für die Ausweitung sicherer Zugangswege in Form von entsprechenden Visaregelungen, humanitären Korridoren und Resettlement-Programmen. So könnten die Menschen ihr „Recht auf Migration auf würdige und humane Weise wahrnehmen“, heißt es in dem Papier. Das könne auch die Risiken von Menschenhandel und moderner Sklaverei verringern, so die Bischöfe.
„Love the Stranger“ erkennt zwar auch das Recht eines Staates an, seine Grenzen zu kontrollieren. Allerdings sollten diese Maßnahmen „auf Umstände beschränkt werden, in denen sie eindeutig erforderlich sind, um die aufnehmende Gemeinschaft zu schützen“. Wirtschaftliche Faktoren alleine erachten die Bischöfe als nicht ausreichend. Staaten hätten die Verantwortung, das Gemeinwohl der Menschen innerhalb ihrer Grenzen zu fördern, „aber sie haben auch Verpflichtungen gegenüber der übrigen Welt“, halten sie fest.
Der Bischofskonferenz-Vorsitzende Kardinal Vincent Nichols erklärte laut „Vatican News“, dass „Love the Stranger“ mehr als 100 Jahre katholischer Soziallehre zusammenfasse. Das britische Asylsystem biete derzeit keinen sicheren und kontrollierten Zugang und keine faire Anhörung für Asylsuchende, so der Erzbischof von Westminster.
Das Unterhaus in London stimmte zu Wochenbeginn in erster Lesung mehrheitlich für einen von Innenministerin Suella Braverman vorgelegten Entwurf zu einem neuen Asylgesetz. Darin ist vorgesehen, dass Migrantinnen und Migranten, die ohne offizielle Erlaubnis in Großbritannien ankommen, in Einrichtungen wie früheren Militärbasen oder Studentenheimen festgehalten und binnen Wochen in ihr Herkunftsland oder einen anderen Staat abgeschoben werden sollen.