Aus Protest gegen die Junta und deren jüngste Luftangriffe auf Zivilisten boykottieren viele Menschen in Myanmar die Feier des buddhistischen Neujahrsfestes Thingyan.
Yangon – Aus Protest gegen die Junta und deren jüngste Luftangriffe auf Zivilisten boykottieren viele Menschen in Myanmar die Feier des buddhistischen Neujahrsfestes Thingyan. Die Straßen in großen Städten wie Naypyidaw, Yangon und Mandalay blieben zum traditionellen „Wasserfest“ menschenleer, obwohl das Militärregime Bühnen hatte bauen lassen, von denen gemäß dem Brauch Wasser auf die Besucher gespritzt werden sollte, wie myanmarische Exilmedien berichten. Das Wasserfest wird von 13. bis 16. April gefeiert.
Viele Widerstandsgruppen riefen demnach zu einem „revolutionären Thingyan“ auf. Die „Unabhängigen Katholiken für Gerechtigkeit in Myanmar“, eine Gruppe von Priestern, Ordensleuten und Laien, forderten laut dem asiatischen Pressedienst Ucanews die Katholiken zur Teilnahme am Boykott auf. In den Tagen vor dem Thingyan war es in einer Reihe von Städten zu Anschlägen von Guerillagruppen auf Einrichtungen der Junta und offizielle Thingyan-Bühnen gekommen. Thingyan ist normalerweise eine fröhliche Feier mit Festen in den Straßen im mehrheitlich buddhistischen Myanmar, an denen Angehörige aller Religionen teilnehmen. Das hat sich seit dem Putsch vom 1. Februar 2021 jedoch grundlegend geändert.
Unterdessen ist die Zahl der Toten nach dem Armeeangriff auf die Ortschaft Kanbalu vom Dienstag nach Angaben der demokratischen Parallelregierung „National Unity Government“ (NUG) auf 168 gestiegen. Darunter waren den Angaben zufolge 35 Kinder und 27 Frauen. Kampfhubschrauber der Junta hatten eine Feier mit mehreren Hundert Menschen zur Eröffnung eines Büros der NUG in dem Dorf in der Region Sagaing ohne Vorwarnung bombardiert. Sagaing, Kernland der myanmarischen Mehrheitsethnie der buddhistischen Bamar, ist eines der Zentren des Widerstands gegen das Militärregime.
Die EU, die USA, Deutschland und der Verband der südostasiatischen Staaten verurteilten den Angriff. Internationale Menschenrechtsorganisationen forderten einen sofortigen Stopp von Kerosin-Lieferungen an die myanmarische Luftwaffe. Nach Informationen der UN-Menschenrechtskommission hat die Junta zwischen Februar 2021 und Januar 2023 mindestens 301 Luftangriffe geflogen. Allein in den ersten zwölf Monaten nach dem Putsch seien es 125 gewesen.