Das Bistum Aachen ist zufrieden mit dem ersten Wochenende der Heiligtumsfahrt.
Aachen – Das Bistum Aachen ist zufrieden mit dem ersten Wochenende der Heiligtumsfahrt. „Ein Auftakt nach Maß“, sagte eine Bistumssprecherin am Sonntag in Aachen. Bis Sonntagnachmittag waren nach Bistumsangaben mindestens 20.000 Pilgerinnen und Pilger in der Stadt. Sie kommen bei der elftägigen Wallfahrt zu vier Textilreliquien, die im Dom in Vitrinen ausgestellt sind sowie bei Gottesdiensten präsentiert werden. Die Heiligtumsfahrt findet normalerweise alle sieben Jahre statt, durch die Corona-Pandemie war es aber zu einer neunjährigen Pause gekommen.
Auch Aachens Bischof Helmut Dieser zeigte sich erfreut. Er könne jetzt besser verstehen, dass viele Aachener sagten, man müsse die Heiligtumsfahrt einmal erlebt haben. „Das ist wirklich wunderschön“, so der Bischof, der seit 2016 im Amt ist: „Ich fühle mich jetzt noch vielmehr als Aachener – ich möchte sagen, jetzt bin ich wirklich einer.“
Bei den vier Reliquien handelt es sich laut der Überlieferung um ein Kleid der Gottesmutter Maria aus Jesu Geburtsnacht, Windeln Jesu, das bei der Kreuzigung getragene Lendentuch sowie das Enthauptungstuch Johannes des Täufers. Für ihre Echtheit gibt es keine historischen Nachweise. Die Kirche heute sieht in ihnen Zeichen, die auf Jesus und sein Leben und Sterben hinweisen. Bischof Dieser sagte, die Heiligtümer zeigten symbolisch, „wer Christus ist und wer wir für ihn sind“.
Normalerweise lagern die Textilien in einem goldenen Schrein. Bei einem Festgottesdienst im Dom am Freitag wurden sie dem Schrein entnommen und der Öffentlichkeit gezeigt. Die Erhebungsfeier im voll besetzten Dom folgt einer alten Tradition, wonach Dompropst Rolf-Peter Cremer zunächst den Bischof bat, den Marienschrein mit den Reliquien öffnen zu dürfen. Außerdem war Aachens Oberbürgermeisterin Sibylle Keupen (parteilos) der Tradition entsprechend an der Zeremonie beteiligt. Der Gottesdienst wurde auch auf den benachbarten Katschhof übertragen. Eine große Altarbühne bietet dort den Ort für Pilgermessen und Kulturprogramm während der Heiligtumsfahrt.
So feierte am Sonntag der Vertreter des Papstes in Deutschland, Nuntius Nikola Eterovic, auf dem Katschhof die Pilgermesse mit den Gläubigen. Er rief zum Gebet für den erkrankten Papst Franziskus auf und betonte in seiner Predigt, die Ehe sei ausschließlich ein Sakrament zwischen Mann und Frau, das vor allem der Zeugung und Erziehung von Nachkommenschaft diene. Außerdem sprach er darüber, dass die Beziehung zu Gott, zum Nächsten und zur Erde gebrochen sei.
Die Wallfahrt unter dem Motto „Entdecke mich“ wird begleitet von Konzerten, Ausstellungen und Angeboten für Kinder, Jugendliche und andere Zielgruppen. So waren am Wochenende besonders Menschen aus der Euregio eingeladen, außerdem pilgerten viele muttersprachliche Gemeinden sowie Familien und Fahrradpilger nach Aachen.
Mehrere Kardinäle und Bischöfe aus dem In- und Ausland werden in den kommenden Tagen Gottesdienste feiern; außerdem bietet die Heiligtumsfahrt ökumenische Akzente. Am 19. Juni werden die Reliquien wieder in den Marienschrein gelegt, der dann wieder neu verschlossen wird. Die nächste Heiligtumsfahrt soll im Jahr 2028 stattfinden.