Zahlreiche Eltern meinen es nach den Worten der Psychotherapeutin Philippa Perry zu gut mit ihrem Nachwuchs.
München – Zahlreiche Eltern meinen es nach den Worten der Psychotherapeutin Philippa Perry zu gut mit ihrem Nachwuchs. „Eltern wollen, dass Kinder die ganze Zeit glücklich sind. Und deswegen lassen sie es nicht zu, wenn ihre Kinder wütend oder traurig werden“, sagte Perry im Interview der „Süddeutschen Zeitung“ (Wochenende).
Sie wüchsen dann in dem Glauben auf, dass Trauer oder Wut schlecht seien. Als Erwachsene wüssten sie nicht, wie sie mit diesen Gefühlen umgehen sollten, betonte die Expertin („Das Buch, von dem du dir wünschst, deine Eltern hätten es gelesen“). Dies könne zu einer Reihe von psychischen Problemen führen.
„In meiner Arbeit als Therapeutin habe ich so viele Menschen gesehen, die sehr gutmeinende Eltern hatten. Viele Eltern sind nicht schlecht, sondern zu gut“, sagte Perry. „Als Mutter wollte ich das auf keinen Fall wiederholen. Meine Tochter sollte alle Gefühle fühlen dürfen. Ich sagte nie ’schschsch…‘, wenn sie weinte.“
Stattdessen habe sie „Ach je, du Armes“ oder „Du bist aber ganz schön wütend, dass du vor dem Mittagessen kein Eis kriegst“ gesagt. „Man fasst ihre Gefühle in Worte, bevor die Kinder es selbst können. Mit dem Ergebnis, dass meine Tochter irgendwann sagte: ‚Ich werde jetzt gleich so was von sauer!‘ statt dass sie einen Wutanfall bekam. Entzückend“, so Perry.
Gefühle zu respektieren, mache den Rest viel leichter. „Weil es einfacher ist, sich um ein glückliches Baby zu kümmern. Man wendet Zeit auf, um später Zeit zu sparen“, sagte die Therapeutin.