Die Kirche in Guatemala siehtwegen des Machtkampfs um die Ergebnisse der Präsidentenwahl die Demokratie in dem mittelamerikanischen Land in Gefahr.
Guatemala-Stadt – Die Kirche in Guatemala sieht die Demokratie in dem mittelamerikanischen Land in Gefahr. Hintergrund ist der Machtkampf rund um die Bestätigung der Wahlergebnisse des ersten Durchgangs der Präsidentschaftswahlen. Das lange Zögern der obersten Wahlbehörde, das Ergebnis anzuerkennen, wie auch der Versuch der Staatsanwaltschaft, die Partei des linken Systemkritikers Bernardo Arevalo de Leon kurzfristig zu suspendieren, sei „eine deutliche Schwächung der Demokratie“, sagte Nery Rodenas, Geschäftsführer des Menschenrechtszentrums des Erzbistums Guatemala-Stadt am Donnerstag der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA).
Am Mittwoch (Ortszeit) erklärte nach langer Wartezeit das Oberste Wahlgericht (TSE) Sandra Torres und Arevalo zu den beiden Kandidaten mit den meisten Stimmen der 22 Kandidaten bei den Wahlen am 25. Juni. Damit seien sie für die Stichwahl am 20. August qualifiziert.
Guatemala sei keine typische Diktatur, in der eine einzige Person viele Jahre lang alle Macht ausübe, sondern „eine Diktatur des Systems, das heißt ein System, das keine anderen Aktivitäten zulässt als diejenigen, die ihm Privilegien verschaffen“, erklärte Rodenas. Die guatemaltekische Diktatur bestehe durch die Übernahme aller staatlichen Institutionen, die Schwächung des demokratischen Systems, die Verfolgung und Kriminalisierung von Gegnern.
Es gebe in Guatemala den Versuch, „die Machtübernahme durch bestimmte Gruppen zu blockieren“ und den Wahlprozess zu behindern, damit sich die Dinge in Guatemala nicht ändern und das System der Korruption, der Privilegien und der Straflosigkeit weiter bestehen bleiben könne. „Die Demokratie steht auf dem Spiel“, so der Menschenrechtsexperte.