Der italienische Seenotretter Carlo Maisano fordert ein Umdenken beim Thema Migration.
Rom – Der italienische Seenotretter Carlo Maisano fordert ein Umdenken beim Thema Migration. Sie müsse als „normales Phänomen“ anerkannt und behandelt werden, sagte der Leiter der Mittelmeer-Rettungsmissionen des Vereins Emergency am Mittwoch der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). Bei dem stetigen Strom von Menschen, die aus unterschiedlichen Gründen migrierten, handele es sich nicht um einen Notfall, sondern um etwas Konstantes. Entsprechend brauche es ein System, in dem Migration „mit der richtigen Art von Aufnahme und Gastfreundlichkeit“ begegnet werde.
Seit Beginn des Jahres sind nach Angaben des italienischen Innenministeriums 105.483 Migranten mit Booten nach Italien gelangt. Im Vorjahreszeitraum waren es nicht einmal halb so viele. Die Zahl der Ertrunkenen und Vermissten liegt laut der Internationalen Organisation für Migration bei 2.264 – und damit so hoch wie seit 2017 nicht mehr.
Maisano und seine Crew des Schiffes „Life Support“ haben nach eigenen Angaben seit Dezember 983 Menschen aus dem Mittelmeer gerettet. Wegen eines neuen Gesetzes in Italien dürfen zivile Schiffe nur noch einen Einsatz pro Fahrt durchführen und müssen danach einen ihnen zugewiesen Hafen ansteuern. Bei Verstößen drohen eine Festsetzung des Schiffes und Geldstrafen. Derzeit dürfen zwei deutsche und ein spanisches Schiff für je 20 Tage ihre zugewiesenen Häfen nicht verlassen.
Mit einer Rettungsaktion pro Fahrt würden die Kapazitäten des Schiffes meist nicht ausgeschöpft, kritisierte Maisano. Auf dem Weg zum Hafen fehle das Schiff dann auf dem Meer – ebenso wie die von den Behörden festgesetzten Schiffe. „Es ist kein Zufall, dass wir in diesem Jahr die meisten Toten im Mittelmeer seit 2017 zu beklagen haben – das fällt mit der Einführung dieses neuen Gesetzes zusammen“, so Maisano.