Kirchen blicken selbstkritisch auf Debatte zu Afghanistan

Katholische und evangelische Kirche in Deutschland blicken selbstkritisch auf ihren Beitrag zur Debatte um den Afghanistan-Einsatz der Bundeswehr zwischen 2002 und 2021.
Kirchen blicken selbstkritisch auf Debatte zu Afghanistan

–Symbolfoto:Amber Clay/Pixabay

 Katholische und evangelische Kirche in Deutschland blicken selbstkritisch auf ihren Beitrag zur Debatte um den Afghanistan-Einsatz der Bundeswehr zwischen 2002 und 2021. Die Kirchen hätten sich „mit unterschiedlichen und widersprüchlichen Äußerungen an der öffentlichen Debatte zum Afghanistan-Einsatz beteiligt und müssen sich fragen, ob sie genug Orientierungswissen angeboten haben“, heißt es in einer am Mittwoch in Berlin vorgestellten Stellungnahme der Gemeinsamen Konferenz Kirche und Entwicklung (GKKE). Zudem habe es zu lange gedauert, bis Politik und auch Kirchen wahrgenommen hätten, wie belastend der Einsatz für Soldatinnen und Soldaten, zivile Einsatzkräfte und ihre Familien sei.

Mit der Stellungnahme „Ehrlichkeit ist das Gebot der Stunde“ wolle man einen Beitrag zur Auswertung des Einsatzes leisten und auch einer Fokussierung auf militärische Aspekte entgegenwirken. Die bundespolitischen Vertreter der Deutschen Bischofskonferenz und der Evangelischen Kirche in Deutschland, Karl Jüsten und Anne Gidion, übergaben die Stellungnahme mit Empfehlungen an den Vorsitzenden der zuständigen Bundestags-Enquetekommission, Michael Müller.

Die Kommission „Lehren aus Afghanistan für das künftige vernetzte Engagement Deutschlands“ hatte sich im September 2022 konstituiert und bewertet den deutschen Beitrag zur Mission der Bundeswehr. Das Bundestags-Gremium soll Empfehlungen für künftige Einsätze geben.

Es bleibe Verantwortung Deutschlands, die Menschen in Afghanistan weiter zu unterstützen und in die Konfliktlösung einzubeziehen, betont die GKKE in ihrem Positionspapier. Das „Scheitern des Afghanistan-Einsatzes im Großen“ bedeute nicht, „dass der Einsatz der von deutscher Politik nach Afghanistan entsandten Frauen und Männer vollkommen gescheitert wäre“.

Zu den größten Fehlern habe gehört, dass die religiös-ethischen Zusammenhänge in Afghanistan nicht ausreichend bekannt gewesen und differenziert worden seien. Dazu gehöre auch die Gleichsetzung der Taliban mit anderen islamistischen Gruppen. Künftig sollten die kulturellen und geschichtlichen Hintergründe eines Landes mehr berücksichtigt werden, forderte die GKKE.

Zudem könnten entwicklungspolitische Ziele wie Rechtsstaatlichkeit, Geschlechtergerechtigkeit und eine nachhaltige Terrorbekämpfung nicht nur mit mehr Geld erreicht werden. Das könne sonst auch die Korruption befördern. Selbst schwierige Verhandlungspartner wie die Taliban in Afghanistan müssten nach Möglichkeit beim Wiederaufbau eines Landes eingebunden werden, erklärte die GKKE.

kna