Vor dem Hintergrund der anhaltenden Staatskrise in Guatemala bittet der Kardinal des mittelamerikanischen Landes die Bundesregierung um Hilfe.
Berlin – Vor dem Hintergrund der anhaltenden Staatskrise in Guatemala bittet der Kardinal des mittelamerikanischen Landes die Bundesregierung um Hilfe. „Die Welt darf uns nicht aus den Augen verlieren“, sagte Alvaro Ramazzini im Interview der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) in Berlin. Seine Heimat brauche dringend internationale Unterstützung im Kampf für Demokratie und Gerechtigkeit. Dafür werbe er in diesen Tagen bei Gesprächen mit den zuständigen Stellen von Bundestag, Entwicklungs- und Außenministerium.
Seit dem überraschenden Sieg des Sozialdemokraten Bernardo Arevalo bei der Präsidentenwahl in Guatemala vor einem Monat kommt das Land nicht zur Ruhe. Der Justizapparat versucht mit dubiosen Methoden, den Machtwechsel zu behindern. Zuletzt protestierten Tausende Menschen gegen die Generalstaatsanwaltschaft.
Das Justizsystem habe nur noch wenig mit seinen eigentlichen Aufgaben zu tun, kritisierte Ramazzini. Mehrere rechtschaffene Richter und Mitarbeiter der Generalstaatsanwaltschaft hätten wegen ständiger Drohungen das Land verlassen. „Nun erleben wir eine Hexenjagd der Justizbehörden gegen den neu gewählten Präsidenten und seine Partei. Das System wird offensichtlich von Kräften manipuliert, die keine Veränderung wollen.“
Der Ausgang des Machtkampfs hänge maßgeblich vom Einfluss ausländischer Partner ab. „Vor allem die USA sind wegen der engen wirtschaftlichen Verknüpfungen sehr, sehr einflussreich“, betonte der Kardinal. „Denn wie ein altes Sprichwort sagt: „Poderoso Caballero es Don Dinero.“ (Geld regiert die Welt.) Dies könne man nutzen, um die instabil gewordene Demokratie in Guatemala zu stärken.
Seine Landsleute rief Ramazzini auf, sich mehr in die Politik einzumischen. Vielen sei das politische Geschäft zuwider, weil sie es für schmutzig hielten. Diese Einstellung müsse sich ändern. „Wer nichts unternimmt, überlässt die Macht den mafiösen Gruppen und Drogenkartellen“, so der Bischof von Huehuetenango.