Autor Kehlmann: Über Nazis zu lachen ist geboten

Über Nationalsozialisten sollte aus Sicht des Bestsellerautors Daniel Kehlmann (48) unbedingt auch gelacht werden.
Autor Kehlmann: Über Nazis zu lachen ist geboten

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Über Nationalsozialisten sollte aus Sicht des Bestsellerautors Daniel Kehlmann (48) unbedingt auch gelacht werden. „Das ist nicht nur erlaubt, sondern sogar geboten“, sagte Kehlmann im Interview der Süddeutschen Zeitung. Diese Frage sei für ihn schon seit den Filmen von Charlie Chaplin und Ernst Lubitsch, die das Dritte Reich persiflierten, geklärt. „Diktaturen sind nun einmal komisch, und sie leben davon, dass sie den Menschen das Lachen verbieten. Deshalb ist es nötig, sie in ihrer ganzen Lächerlichkeit zu zeigen“, betonte Kehlmann.

Der deutsche Erfolgsautor („Tyll“, „Die Vermessung der Welt“) hat jüngst einen neuen Roman mit dem Titel „Lichtspiel“ über den österreichischen Filmemacher Georg Wilhelm Pabst (1885-1967) veröffentlicht. Pabst galt als einer der wichtigsten Regisseure der Weimarer Republik. Auch während der Nazi-Zeit realisierte er weiterhin Filme, gefördert mit Mitteln aus dem Propagandaministerium von Josef Goebbels. Der Roman enthält demnach auch viele komische Elemente über die Geschichte des Regisseurs.

Er finde es zwar falsch, wie Pabst gehandelt habe, so Kehlmann. Erzählerisch sei mit dieser Feststellung alleine allerdings noch nichts geleistet. „Beim Erzählen geht es darum, eine Welt entstehen zu lassen, und da kommt auch eine gewisse Lust ins Spiel“, erklärte der Autor. „So schlimm ich diese Welt finde, so sehr macht es mir Spaß, von ihr zu erzählen.“

Auch würde er zwar aktuell Lesungen in Russland ausschließen, die Übersetzung seiner Werke ins Russische aber ausdrücklich befürworten. „Es gibt in Russland eine Zivilgesellschaft, und wenn Verlage Bücher übersetzen, die wie ‚Tyll‘ im Krieg spielen oder wie ‚Lichtspiel‘ in einer Diktatur, dann werden sie es ohnehin schwer genug haben, diese Bücher an der Zensur vorbeizubringen.

kna