Landminen-Monitor: Hohe Zahl von Opfern durch aktuelle Konflikte

Im Jahr 2022 sind mehr als 4.700 Menschen durch Minen und Blindgänger getötet oder schwer verletzt worden. 85 Prozent davon stammten aus der Zivilbevölkerung.
Landminen-Monitor: Hohe Zahl von Opfern durch aktuelle Konflikte

Symbolbild von Gerald Simon auf Pixabay

Im Jahr 2022 sind mehr als 4.700 Menschen durch Minen und Blindgänger getötet oder schwer verletzt worden. 85 Prozent davon stammten aus der Zivilbevölkerung, wie aus dem am Dienstag in München veröffentlichten Landminen-Report 2023 der Organisation Handicap International (HI) hervorgeht. Fast die Hälfte der zivilen Opfer (über 1.000) seien Kinder gewesen. Syrien habe 2022 mit 834 gemeldeten Opfern das dritte Jahr in Folge die höchste Zahl an getöteten und verletzten Menschen verzeichnet, gefolgt von der Ukraine (mindestens 608 Opfer), dem Jemen (582) und Myanmar (545).

Die hohe Zahl ist laut Mitteilung vor allem darauf zurückzuführen, dass weltweit bewaffnete Konflikte weiter zunehmen. Außerdem sei seit 2015 die Verseuchung durch improvisierte Minen angestiegen. Die Streitkräfte Russlands und Myanmars hätten in großem Umfang Antipersonen-Minen eingesetzt. Dies gelte zudem für nichtstaatliche bewaffnete Gruppen in mindestens fünf Ländern: Kolumbien, Indien, Myanmar, Thailand und Tunesien. „Wir beobachten auch, dass Gebiete über längere Zeit kontaminiert bleiben. Das führt zu Opfern, lange nachdem der Konflikt beendet ist“, erläuterte Eva Maria Fischer, Leiterin der politischen Abteilung der Organisation in Deutschland.

Als Beispiel führte Fischer den Jemen an. Dort sei die Gewalt seit einem Waffenstillstand im Oktober 2021 deutlich zurückgegangen. Aber die Menschen würden weiter Opfer von Blindgängern. So seien 2022 in diesem Land fast 600 Menschen durch Minen, improvisierte Sprengsätze oder explosive Überreste getötet oder verletzt worden. Während des Berichtszeitraums, der teilweise bis Oktober 2023 reicht, seien neue Fälle von Landminen-Einsätze durch Myanmar, Russland und auch die Ukraine gemeldet worden.

Den Angaben zufolge verwendeten die Streitkräfte Myanmars seit 2021 vermehrt Minen. Sie setzten diese ein in der Nähe kritischer Infrastruktur wie Mobilfunkmasten, Bergbauunternehmen und Energiepipelines. Die russischen Streitkräfte wiederum hätten seit Beginn der Invasion in der Ukraine am 24. März 2022 in großem Umfang Antipersonen-Minen verwendet, Berichten zufolge mindestens 13 verschiedene Arten. Auch ukrainische Regierungstruppen nutzten Antipersonen-Minen in und bei der Stadt Izium, als diese 2022 unter russischer Kontrolle gewesen sei.

Insgesamt 85 Länder und fünf Gebiete sind mit Landminen verseucht, wie es im Monitor heißt. Anlässlich der Konferenz über das Minenverbot vom 20. bis 24. November in Genf fordert HI die Staatengemeinschaft auf, Konfliktparteien zu drängen, „den Einsatz dieser barbarischen Waffen einzustellen“. Auch 26 Jahre nach Annahme des Vertrags über ein Verbot von Antipersonen-Minen in der sogenannten Ottawa-Konvention töteten und verstümmelten diese Waffen weiterhin.

kna