Designerin: Gesellschaft hat sich an Ausgrenzung gewöhnt 

In vielen Städten gehört sogenannte defensive Architektur inzwischen dazu – das beobachtet die Designerin und Kunsthistorikerin Hannah Wagner.

Mannheim – In vielen Städten gehört sogenannte defensive Architektur inzwischen dazu – das beobachtet die Designerin und Kunsthistorikerin Hannah Wagner. Das Design sei in allen Städten gleich: „Das ist zum System geworden, das fällt schon gar nicht mehr auf“, sagte sie der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). Dabei, so Wagner, sollte der öffentliche Raum „ja eigentlich für alle da sein“.

Ein Beispiel für defensive Architektur seien etwa Bänke aus Eisen mit löchrigen Sitzflächen, die Kälte durchließen. Sie seien zudem sehr schmal, und niedrige Armlehnen in der Mitte verhinderten, dass jemand sich darauf hinlegen könne. „Es finden sich auch generell weniger Sitzplätze, zum Beispiel an Haltestellen“, kritisierte die Expertin. Alte Bänke würden oft nicht erneuert, Hocker seien vielfach aus Beton und ließen sich nicht zusammenrücken. Zudem würden die Schlitze von Mülleimern schmaler, so dass man in ihnen nicht nach Pfandflaschen suchen könne.

Unterschiedliche Bedürfnisse für die Nutzung des öffentlichen Raums seien normal, fügte Wagner hinzu. „Was mich wütend macht, ist die Kaltschnäuzigkeit gegenüber obdachlosen Menschen. Um die geht es ja vor allem, die wollen wir nicht in der Innenstadt haben.“ Oft gehe es dabei um abstrakte Ängste: „Von einem Obdachlosen, der ein Bier auf der Bank trinkt, geht ja keine unmittelbare Gefahr aus. Der Anblick mag mir nicht gefallen, aber das muss ich aushalten.“

Design sei aus ihrer Sicht dafür da, um Räume funktional und ästhetisch zu gestalten, mahnte die Forscherin, die das Thema an der Mannheimer Hochschule für Design untersucht hat. „Hier wird es genutzt, um Menschen auszugrenzen.“ Extreme Maßnahmen wie Metallspikes in Hauseingängen sorgten oft für Widerstand. Hierzulande gehe es eher um „die subtilen Maßnahmen, und an die haben wir uns schon gewöhnt.“

kna