Die katholische Kirche in Flandern steht erneut wegen des Verkaufs von Kindern im 20. Jahrhundert im Rampenlicht.
Brüssel – Die katholische Kirche in Flandern steht erneut wegen des Verkaufs von Kindern im 20. Jahrhundert im Rampenlicht. Die Zeitung „Het Laatste Nieuws“ widmete diesen sogenannten „Kindern der Kirche“, die unmittelbar nach der Geburt von ihren Müttern getrennt und zur Adoption weggegeben wurden, einen Podcast. Rund 30.000 Frauen brachten laut Medienberichten zwischen 1945 und den 1980er Jahren anonym Kinder zur Welt, die dann Ordensfrauen gegen Geld an Adoptiveltern gaben.
Unmittelbar nach Ausstrahlung des Podcasts erklärten die Bischöfe in einer Pressemitteilung, die katholische Kirche wolle „sich [gemeinsam mit dem flämischen Parlament] bei den Opfern von Zwangsadoptionen entschuldigen“. Die belgischen Bischöfe seien sich des Leids einer großen Zahl leiblicher Mütter und auch adoptierter Kinder bewusst, heißt es dort. Der Trennungsschmerz sei oft dauerhaft und müsse endlich geheilt werden.
Die Vorgänge spielten sich in Ordenshäusern ab, wo nichtehelich Schwangere offenbar vor der Geburt Zuflucht suchten. In Zeugenaussagen werden mehrere Häuser in Flandern besonders hervorgehoben, etwa in Lommel oder Gent. Familien, die auf ein Baby warteten, zahlten demnach Beträge zwischen 10.000 und 30.000 belgischen Francs, um ein Kind direkt nach der Geburt zu adoptieren.
Der Skandal hatte das flämische Parlament bereits 2015 veranlasst, sich „für die späte Reaktion der Behörden auf Berichte über Zwangsadoptionen“ zu entschuldigen. Das Thema tauchte nun wieder in den Nachrichten auf, im Zuge der Einrichtung einer Sonderkommission zu Missbrauch von Minderjährigen.
Die belgischen Bischöfe sagen zu, im Rahmen ihrer Möglichkeiten zur Suche nach leiblichen Müttern und Adoptivkindern beizutragen. Konkret geht es laut Sprecher Tommy Scholtes insbesondere darum, Kontakte herzustellen, Archivverwalter ausfindig zu machen und sie zu überzeugen, noch verfügbare Informationen bereitzustellen.