Menschenrechtler: Kirchen bei Christenverfolgung zu schweigsam

Sind Kirche und Politik islamischen Staaten gegenüber zu zögerlich, um Christenverfolgung zu benennen? Menschenrechtler fordern hier stärkere Positionen – insbesondere Vertretern einer Religion gegenüber.

Chinesische Christen beten im Freien. –Foto: Kirche in Not

Menschenrechtler haben der Bundesregierung und den beiden großen Kirchen in Deutschland mangelnde Solidarität gegenüber verfolgten Christen auf der Welt vorgeworfen. Gerade gegenüber islamischen Staaten sei es für die Institutionen offenbar „nicht opportun“ die Glaubensfreiheit für Christen einzufordern, erklärte die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) am Donnerstag in Göttingen. Das führe dazu, dass sich christliche Gemeinden in islamischen Ländern allein- und im Stich gelassen fühlen.

„Beamte des Auswärtigen Amtes und Politiker der Ampelkoalition scheinen kein Problem damit zu haben, islamische Fundamentalisten, Antisemiten und Israelfeinde zu hofieren. Aber wenn es um Christen oder liberale Muslime geht, sind diese Beamten und Politiker sehr schnell ‚politisch korrekt'“, kritisierte GfbV-Nahostexperte Kamal Sido. Auf der anderen Seite würden Christen, die das Recht auf Glaubensfreiheit einforderten, des „christlichen Fundamentalismus“ beschuldigt.

Laut einem Bericht der Organisation waren im laufenden Jahr christliche Minderheiten in über 70 Ländern erheblichen Einschränkungen ihrer Religionsfreiheit ausgesetzt. In der nordsyrischen Region Afrin etwa hätten türkische Soldaten die gesamte christliche Bevölkerung – rund 1.200 Menschen – vertrieben. Auch in Nigeria und Teilen Asiens seien Christen durch den Vormarsch radikaler Islamisten bedroht. „Millionen Christen weltweit erleben Verfolgung und Diskriminierung, die sich von Schikanen bis hin zu Gewaltakten wie Vertreibungen und Ermordungen erstreckt“, mahnte Sido.

kna