In Spanien muss man am 28. Dezember mit allem rechnen – ausgerechnet am „Tag der unschuldigen Kinder“.
Palma – Ganz Spanien zittert vor Donnerstag: Am „Dia de los Santos Inocentes“, dem „Tag der unschuldigen Kinder“, werden traditionell Bekannte, Angehörige, Kollegen und Kolleginnen auf die Schippe genommen. Zeitungen und selbst Behörden schließen sich dem mit ulkigen Falschmeldungen an, wie die Mallorca-Zeitung berichtet.
So verkündete die Stadt Palma in einer offiziellen Pressemitteilung im vergangenen Jahr, im Parc de la Mar vor der Kathedrale sei ein Baby-Krokodil gefunden worden. Das Rathaus von Calvia teilte mit, man wolle mit Drohnen Müllsünder jagen. Nicht ganz unrealistisch, allerdings sollten die Drohnen falsch eingeworfene Mülltüten aus den Containern angeln, zu den Sündern nach Hause bringen, sie fotografieren und das Ergebnis direkt in den Sozialen Medien hochladen.
Insgesamt seien die Späße auf Mallorca nicht immer ganz so unschuldig, so die Zeitung: Besonders in den Dörfern sei vielen bereits angst und bange, da die Scherze der Jugendlichen häufig an Vandalismus grenzten. Wie beim deutschen Abi-Streich seien die Aktionen meist geplant und werden im großen Stil ausgeführt.
Terminlich geht der Brauch auf den religiösen Gedenktag an den Kindermord von Bethlehem zurück. Dabei ließ König Herodes laut biblischem Bericht den männlichen Nachwuchs von Bethlehem töten, weil ihm geweissagt worden war, dass dort ein neuer König der Juden geboren sei. Der Scherze-Brauch besteht in Spanien sowie Teilen Lateinamerikas.
Urheber sollen nach ungesicherten Informationen Ministranten im Mittelalter gewesen sein. Andere Quellen gehen davon aus, dass damit gezeigt werden soll, wie naiv – auf Spanisch „inocente“ – die Hereingelegten sind. Weitere Überlieferungen sehen den Ursprung im heidnischen Fest der Saturnalien, die im Römischen Reich zu Ehren des Gottes Saturn gefeiert wurden. Dabei waren die Standesunterschiede zwischen freien Bürgern und Sklaven zeitweise aufgehoben. Die Ordnung der Welt wurde also für einige Tage auf den Kopf gestellt