Indiens Polizei hat am Dienstag mit Tränengas Tausende protestierende Bauern an ihrem „Delhi Chalo“ („Marsch auf Delhi“) gehindert.
Neu Delhi – Indiens Polizei hat am Dienstag mit Tränengas Tausende protestierende Bauern an ihrem „Delhi Chalo“ („Marsch auf Delhi“) gehindert. Auf die Bauern, die für höhere Mindestpreise für ihre Ernten demonstrierten, hätten die Polizeikräfte von Drohnen aus Tränengaskanister geworfen, wie indische Medien am Dienstag berichteten. Die Autobahnen von den umliegenden nördlichen Bundesstaaten Uttar Pradesh, Punjab and Haryana nach Neu Delhi seien mit Beton- und Stahlbarrikaden abgesperrt worden. In Shambu rund 200 Kilometer nördlich der Hauptstadt sei es bei dem Versuch von Bauern, die Barrikaden zu durchbrechen, zu chaotischen Szenen gekommen.
Als Folge der hohen Inflation im Jahr 2023 und steigender Energiepreise droht vielen landwirtschaftlichen Betrieben das Aus und die Übernahme durch große Agrarkonzerne. Der Aufruf der Bauern zum „Delhi Chalo“ kommt nur wenige Wochen vor den Parlamentswahlen, die in mehreren Phasen im April und Mai stattfinden werden. Premierminister Narendra Modi strebt eine dritte Amtszeit an.
Der Bauernprotest weckt Erinnerungen an die massiven Demonstrationen 2020/21 gegen eine umfassende Agrarreform, die letztlich Modi zur Rücknahme der geplanten Änderungen zwang. Die katholische Kirche des mehrheitlich hinduistischen Indien hatte die Bauernproteste unterstützt.
Indiens Landwirte sind ein politisches Schwergewicht. Zwei Drittel der 1,4 Milliarden Inder erwirtschaften ihren Lebensunterhalt in der Landwirtschaft. Der Agrarsektor macht etwa ein Fünftel des Bruttoinlandsprodukts (BIP) des Riesenlandes aus. Bauernverbände aus anderen Teilen Indiens haben sich mit den Forderungen der demonstrierenden Kollegen nach höheren Mindestpreisen und Schuldenerlass solidarisch erklärt.