Da Räume unter Wasser stehen und nicht mehr genutzt werden können, zieht das Jugendhaus Eintracht der Amigonianer vorübergehend um.
Der Dauerregen in diesem Winter hat auch in Gelsenkirchen sichtbare Spuren hinterlassen. Zahlreiche Räume des vom Verein Amigonianer Soziale Werke e.V. getragenen Jugendhaus Eintracht standen unter Wasser und sind seitdem nicht mehr nutzbar. Viele Kinder und Jugendliche, die hier ihre Hausaufgaben machen oder miteinander spielen und kochen, hatten plötzlich Angst, ihren Treffpunkt zu verlieren. „Für sie sind wir wie eine zweite Familie“, sagt Sandra von Au, Leiterin im Haus Eintracht. „Viele kommen fast täglich nach der Schule hierhin, weil sie hier im Quartier keinen anderen Anlaufpunkt haben.“
Doch es gibt gute Nachrichten: Die Amigonianer haben ein neues Domicil in der gleichen Straße gefunden. Nur wenige hundert Meter vom Haus Eintracht entfernt, können sie die Räume des ehemaligen Pfarrhauses der katholischen Propsteipfarrei St. Augustinus nutzen. „Die Alternative ist sicher nicht optimal, aber zum jetzigen Zeitpunkt ist es einfach eine gute Lösung, da sie in der unmittelbaren Nähe eine Möglichkeit bietet, die Arbeit fortzusetzen“, sagt Propst Markus Pottbäcker.
Die Pfarrei arbeitet seit vielen Jahren eng mit dem Orden der Amigonianer zusammen. Aus seiner Sicht sei das Jugendhaus Eintracht ein unverzichtbares Angebot für Kinder und Jugendliche vor Ort. „Es gibt praktisch kaum Alternativen; zudem ist es ja nicht nur ein unverbindlicher Treffpunkt, sondern ein Angebot im Rahmen offener Arbeit, bei dem es um Bildung und Hinführung zu demokratischen Prozessen geht.“ Gerade in einem Stadtteil wie Schalke, der stark unter sozialen Problemen leidet, sei das Angebot unverzichtbar, so Propst Pottbäcker.
Aus dem Quartier nicht mehr wegzudenken
Als das Jugendhaus Eintracht vor zwölf Jahren seine Pforten für Jugendliche öffnete, gab es im Quartier wenig vergleichbare Anlaufstellen für Kinder und Jugendliche, die aus sozial benachteiligten Familien stammen – seitdem ist es aus dem Quartier nicht mehr wegzudenken. Fast 200 Jugendliche mit verschiedensten Migrationshintergründen, kommen regelmäßig in die hauptsächlich durch Spenden finanzierte Einrichtung, etwa ein Drittel von Ihnen ist täglich vor Ort.„Wir leisten Integrationsarbeit im Stadtteil und sorgen dafür, dass die Bewohner sich nicht abgehängt fühlen“, sagt Sandra von Au.
Der Umzug fand am 12. und 13. Februar 2024 statt. Und auch wenn die Räume etwas kleiner sind, freuen sich alle, Kinder und Jugendliche genauso wie die haupt- und ehrenamtlichen Betreuer darauf, dass es weitergeht. „Wir sind zwar traurig, dass wir die Räume verlassen müssen, freuen uns aber darauf, dass wir weiter hier in Schalke bleiben können“, sagt Ahmed. Der 16-Jährige kommt fast jeden Tag nach der Schule ins Haus Eintracht, um seine Freunde zu treffen, mit ihnen zu spielen oder zu lernen. Schon als Kind ist er in den Jugendtreff der Amigonianer in Feldmark gegangen. „Ich habe hier ganz viele Freunde gefunden und ich kann mir ein Leben ohne das Jugendhaus Eintracht nicht mehr vorstellen.“
Natürlich müssen die Amigonianer Abstriche machen. So kann zum Beispiel nur einer von zwei Billardtischen mit umziehen. „Leider gibt es nur einen etwas größeren Raum, in dem wir auch die Tischtennisplatte und einen Kicker unterbringen müssen“, sagt Sandra von Au. Sie sei aber froh und dankbar, dass man diese Lösung gefunden hat, um die Arbeit fortführen zu können.
Haus Eintracht wieder herstellen
Gerade in Zeiten, wo auch die Kommune immer weniger Geld übrighat, um vergleichbare Angebote zu unterhalten, ist diese Arbeit besonders wichtig. Die Amigonianer arbeiten deshalb auch intensiv mit dem Stadtteilbüro Schalke der Stadt, mit dem Verein „Schalke blüht auf“ und mit der Hauptschule Grillostraße zusammen. Man hilft den Kindern und vermittelt zwischen Schule und den Familien. Mitarbeiter Oguzhan Inci ist in der Schule im Schülertreff vor Ort.
Wie lange die Amigonianer die neuen Räume nutzen werden, ist noch nicht klar. „Wir arbeiten aktuell sehr intensiv daran, die Räumlichkeiten im Haus Eintracht wieder herzustellen“, sagt Propst Pottbäcker. Ohnehin habe es schon vor dem Wassereinbruch Überlegungen gegeben, die Räumlichkeiten zu renovieren und durch die Amigonianer und die Pfarrei noch besser zu nutzen. Bis es so weit ist, werden die Kinder und Jugendliche das alte Pfarrhaus mit neuem Leben füllen.