In der Debatte über die Situation der Krankenhäuser in Deutschland warnen großen Krankenkassen vor Panikmache.
Berlin – In der Debatte über die Situation der Krankenhäuser in Deutschland warnen großen Krankenkassen vor Panikmache, sehen aber gleichzeitig eine Reform der Krankenhauslandschaft als dringend an. „Bisher sind uns 40 Krankenhäuser von knapp 1.650 insgesamt bekannt, die sich seit Juli 2022 in einem Insolvenzverfahren befinden“, teilte der Verband der Ersatzkassen am Dienstag in Berlin mit. Dem vdek gehören unter anderem die Barmer, die Techniker Krankenkasse oder die DAK Gesundheit an.
Die Deutsche Krankenhausgesellschaft hatte zuvor vor einer Pleitewelle gewarnt und erklärt, dass 2023 mehr als 30 Klinikstandorte Insolvenz angemeldet hätten; 2024 könnten weitere 60 bis 80 Häuser in die Insolvenz rutschen.
Die Ersatzkassen erklärten dazu, ein Insolvenzverfahren bedeute nicht zwangsläufig eine Schließung. Ziel sei es immer, die Klinik zu sanieren und eine neue Perspektive zu finden, etwa die Umwidmung in ein ambulantes Versorgungsangebot. Oft würden Krankenhäuser auch durch einen neuen Träger übernommen, in vielen Fällen nur einzelne Fachabteilungen oder lediglich ein Standort von mehreren geschlossen. „Derzeit gibt es immer noch knapp 2.500 Krankenhausstandorte“, so die Ersatzkassen. Würden Krankenhäuser geschlossen, seien vorwiegend städtische Regionen und Regionen mit Verstädterungsansätzen betroffen. Die häufigsten Schließungsgründe seien neben der finanziellen Situation und Unwirtschaftlichkeit Personalmangel, Umstrukturierung und Mangel an Patientinnen und Patienten.
Ein „Weiter-so“ dürfe es nicht geben, betonten die Kassen zugleich. Die drohenden Insolvenzen zeigten deutlich, dass eine Strukturreform der Krankenhauslandschaft mehr als überfällig sei und nicht weiter verschleppt werden dürfe. Ziel müsse es sein, die Krankenhausinfrastrukturen an die Bedarfe der Menschen anzupassen. „Wir brauchen mehr Konzentration, Spezialisierung und Ambulantisierung“, erklärte der vdek. Vor diesem Hintergrund sei es widersinnig, wenn die Krankenhausträger derzeit immer mehr Geld zur Aufrechterhaltung ineffizienter und nicht bedarfsgerechter Strukturen forderten und dies mit drohenden Insolvenzen begründeten. Zudem hätten die Krankenhäuser seit 2022 mehrfach Finanzhilfen von insgesamt mehr als 10,7 Milliarden Euro erhalten: darunter Coronahilfen, ein Hilfspaket Pädiatrie und Geburtshilfe sowie Energiehilfen.