Ukrainischer Bischof: Russen beschlagnahmen kirchliches Eigentum

In den von Russen besetzten Gebieten um Saporischschja ist nach Informationen von „Kirche in Not“ das Eigentum der ukrainischen griechisch-katholischen Kirche beschlagnahmt worden.
Ukrainischer Bischof: Russen beschlagnahmen kirchliches Eigentum

Die neue Geschäftsführende Präsidentin Regina Lynch –Foto: Kirche in Not

In den von Russen besetzten Gebieten um Saporischschja ist nach Informationen von „Kirche in Not“ das Eigentum der ukrainischen griechisch-katholischen Kirche beschlagnahmt worden. Das internationale katholische Hilfswerk beruft sich dabei in seiner am Dienstag in München veröffentlichten Mitteilung auf Großerzbischof Swjatoslaw Schewtschuk. Demnach sei mittels Sonderdekret die Existenz seiner Kirche verboten worden. Auch in Donezk seien die Gotteshäuser beschlagnahmt und ihre Türen geschlossen worden. In diesen Teilen der Ukraine gebe es keine katholischen Priester mehr.

Vor allem aber seien durch den andauernden Krieg die Familien traumatisiert, heißt es in der Mitteilung. „Nach Angaben der Ukraine wurden 20.000 Kinder von Russen verschleppt. Wir haben auch 35.000 vermisste Soldaten. Das Leben ihrer Familien ist eine ständige Qual“, sagte Schewtschuk. „Jedes Mal, wenn wir einen Gefangenenaustausch haben und ihre Ehemänner nicht zurückkehren, wird ihr Schmerz größer.“ Die Mehrheit der ukrainischen Familien lebe in Trennung, weil die Männer in der Armee seien und Frauen und Kinder die Stadt oder das Land verlassen hätten. Die Zahl der Scheidungen sei so hoch wie noch nie in der Geschichte der unabhängigen Ukraine.

Der Botschafter des Heiligen Stuhls für die Ukraine, Erzbischof Visvaldas Kulbokas, ergänzte, Soldaten, die aus der Gefangenschaft zurückkehrten, seien oft nicht in der Lage, über das Erlebte zu sprechen. „Für Menschen im Ausland ist es schwer vorstellbar, was hier vor sich geht“, so Kulbokas. Die geschäftsführende Präsidentin von „Kirche in Not“, Regina Lynch, erklärte, die Ukraine erlebe gerade ihren eigenen Kreuzweg. Daher sei es wichtig, sie weiter zu unterstützen. Rund sieben Millionen Menschen dort seien von Lebensmittelknappheit betroffen, vor allem im Umkreis von 50 Kilometern von der Frontlinie.

Das Hilfswerk fördert eigenen Angaben zufolge in der Ukraine Seminaristen, Priester und Ordensschwestern, die sich um die Versorgung der vertriebenen und verarmten Menschen kümmerten. Diese wirkten auch in der Traumaheilung der Soldaten und ihrer Familien mit. Ein weiterer Schwerpunkt liege in der Jugend- und Familienarbeit. „Kirche in Not“ hat demnach seit dem Beginn des Kriegs im Februar 2022 mehr als 600 Projekte in der Ukraine gefördert. Dazu gehörten der Bau von Zentren zur psychologisch-spirituellen Betreuung und die Finanzierung von Sommerlagern für Kinder.

kna