Nuklearwaffen sind für Bischof Kohlgraf kein Schritt zum Frieden. Er warnt: Wer die Atombombe hat, will sie im Ernstfall auch einsetzen.
Freiburg/Mainz – Der Präsident der katholischen Friedensbewegung Pax Christi, der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf, lehnt den von Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) etablierten Begriff der Kriegstauglichkeit ab. „Als Christ und Bischof kann ich den Weg, Menschen ‚kriegstauglich‘ zu machen, nicht mitgehen“, schreibt Kohlgraf in einem am Donnerstag in Freiburg veröffentlichten Online-Beitrag für die Zeitschrift „Communio“. Der „Dienst der Kirche“ könne niemals darin bestehen, Menschen auf einen Krieg vorzubereiten.
Ohne an Friedensperspektiven und an einem gerechten Frieden zu arbeiten, seien Aufrüstung und Militarisierung Schritte auf dem Weg in eine mögliche Katastrophe, argumentiert Kohlgraf. Frieden entstehe nicht dadurch, den anderen in Schrecken zu versetzen. Eindringlich wandte sich der Präsident der deutschen Sektion von Pax Christi gegen eine atomare Aufrüstung. Nuklearwaffen abzulehnen sei keineswegs naiv, sondern realistisch.
Denn zur Realität gehöre, dass Verfechter von Atomwaffen davon ausgingen, dass diese Waffen auch zum Einsatz kommen. „Ansonsten wäre eine derartige Abschreckung natürlich sinnlos. Wer diese Waffen besitzt, will sie im Ernstfall auch anwenden“, schreibt Kohlgraf. Die katholische Lehre verurteile jede Kriegshandlung, die auf die Zerstörung ganzer Städte ziele, als Verbrechen gegen Gott und die Menschheit. „Wie dies im Falle eines nuklearen Waffeneinsatzes nicht gegeben sein soll, erschließt sich mir nicht.“ Der Bischof zitiert Papst Franziskus, der eine moralische und humanitäre Verpflichtung sieht, Atomwaffen vollständig abzuschaffen.
Zugleich sieht Kohlgraf nach dem russischen Angriff auf die Ukraine und einem von Moskau angedrohten Atomwaffeneinsatz eine Eskalationsstufe erreicht, wie sie die Welt seit Jahrzehnten nicht mehr kannte. „Eine Welt, in der Menschen allein durch Verhandlungen und Dialog Frieden schaffen, ist mehr denn je in weite Ferne gerückt.“ Trotz allem könne die nukleare Aufrüstung aber niemals Grundlage des Friedens sein und sei auch nicht von kirchlichen Lehrtexten gedeckt, schreibt Kohlgraf.