Als Kämpfer gegen den Hunger in der Welt hat sich der Schweizer Jean Ziegler einen Namen gemacht. Kurz vor seinem 90. Geburtstag legt er noch einmal nach.
Genf (KNA) Buchautor und UN-Experte Jean Ziegler fordert einen Schuldenerlass für arme Staaten. Beispielhaft verwies er am Dienstag in einem Interview der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) in Genf auf die afrikanischen Sahelstaaten. „In einem normalen Jahr wirft ein Hektar dort 600 bis 700 Kilo Getreide ab“, erläuterte Ziegler. „In Europa kommen wir bei gleicher Fläche auf einen Ertrag von rund 10.000 Kilo.“ Das liege nicht etwa daran, dass der afrikanische Bauer weniger arbeitsam oder kompetent wäre, sondern daran, dass der europäische Bauer Hilfen vom Staat bekomme. Länder wie die Sahelstaaten dagegen seien total überschuldet. Die dortigen Regierungen hätten keine Möglichkeiten, in die Landwirtschaft zu investieren.
In diesen Tagen erscheint eine Neuauflage von Zieglers Buch „Wie kommt der Hunger in die Welt. Antworten auf die Fragen meines Sohnes“. Ziegler, der am 19. April 90 Jahre alt wird, war von 2000 bis 2008 UN-Sonderberichterstatter für das Recht auf Nahrung. Von 2009 bis 2019 war er Vizepräsident des Beratenden Ausschusses des UN-Menschenrechtsrates. Als dessen Berater ist er heute noch aktiv.
Die Weltlandwirtschaft könne problemlos zwölf Milliarden Menschen ernähren, „wenn das universelle Menschenrecht auf Nahrung völkerrechtlich begründet wäre und nicht von der Kaufkraft des Konsumenten abhängig wäre“, sagte Ziegler unter Verweis auf Zahlen der Welternährungsorganisation FAO. „Der Hunger ist menschengemacht und könnte morgen schon aus der Welt geschafft werden.“