Da es gerade die Jungs sind, die sich laut Studien mit Lesen schwerer tun als Mädchen, ist es wichtig, dass auch mehr Väter vorlesen, erklärt eine Expertin.
Köln – Nach Einschätzung einer Expertin sollten mehr Väter ihren Kindern vorlesen. „Lesenlernen ist oft mit Frauen verbunden“, sagte die Bundesvorsitzende der Initiative „Mentor – Die Leselernhelfer“, Huguette Morin-Hauser, am Mittwoch der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) in Köln. In der Grundschule gebe es etwa deutlich mehr Lehrerinnen als Lehrer; auch seien es oft die Mütter, die durch Teilzeitarbeit mehr Zeit mit dem Nachwuchs verbringen. „Insofern ist auch Vorlesen oft Frauensache.“
Da es gerade die Jungs seien, die sich laut Studien mit Lesen schwerer tun als Mädchen, sei es aber wichtig, dass auch mehr Väter vorlesen. „Sie müssen Vorbilder sein“, so Morin-Hauser. „Vorlesen ist die wichtigste Grundlage, um Lesen zu lernen.“ Laut Studie liest ein Drittel aller Eltern den eigenen Kindern überhaupt nicht vor.
Wenn Söhne und Töchter beim Vorlesen die ungeteilte Aufmerksamkeit von Vätern und Müttern bekämen, stärke dies die Bindung zwischen Eltern und Kindern. „Sie erfahren Wärme und Zuwendung und verbringen Zeit mit ihren Eltern, die sonst vielleicht sehr beschäftigt sind.“ Zudem sollte man ein Buch auswählen, dass das Kind auch interessiert, sagte Morin-Hauser – gleich ob das ein Comic, eine Fußballzeitschrift oder ein Pferdebuch sei.
Kinder könnten auch deshalb nicht richtig lesen, weil Schulklassen mit mehr als 25 Kindern oft zu groß seien und der Wissenstand variiere, sagte die Expertin weiter. „Es ist für die Lehrkraft dadurch unmöglich, den Kindern zu helfen, die Schwierigkeiten beim Lesen haben.“
Im Bundesverband Leselernhelfer sind laut Angaben bundesweit 15.000 Freiwillige engagiert, vor allem Senioren, aber auch Studierende und Berufstätige. Die Mentoren kümmern sich demnach an Schulen ehrenamtlich um Kinder, denen Lesen sehr schwer fällt. Einmal pro Woche lesen sie mit dem jeweiligen Kind ein Jahr lang eine Stunde lang, meistens außerhalb des Unterrichts. Dabei gehe es hauptsächlich darum, „Lesefreude“ zu wecken, sagte Morin-Hauser.
„Unsere Mentoren üben nichts aus dem Unterricht. Das Kind soll erfahren, wie schön es ist, allein lesen zu können. Das Lesen darf nicht zur Pflicht werden, keine Erziehungsmaßnahme sein.“
Weiter erklärte sie, Erzieher sollten bereits in der Kita Eltern darauf hinweisen, wie wichtig das Vorlesen bereits in diesem Alter sei. „Wer früh vorgelesen bekommt, hat schon einen großen Wortschatz, wenn er in die Schule kommt. Das erleichtert das Lesenlernen.“