„Eine Art Heiliger“

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Filmwissenschaftlerin Lisa Gotto über James Bond.
Foto: © 2015 Sony Pictures Releasing GmbH

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Köln. „Spectre“ (Szenenbild) heißt das neue Abenteuer von James Bond, das an diesem Donnerstag in den deutschen Kinos anlief. Warum der britische Geheimagent auch nach über 50 Jahren in der Gunst des Publikums weit oben steht, erläutert Filmwissenschaftlerin Lisa Gotto im Interview mit der Katholischen Nachrichten-Agentur. Die 39-Jährige ist Professorin für Filmgeschichte und Filmanalyse an der Internationalen Filmschule Köln ifs.

Frau Gotto, seit über 50 Jahren jettet James Bond inzwischen im Auftrag Ihrer Majestät um den Globus. Kennen Sie einen ähnlich durchhaltestarken Filmhelden?

Gotto: Nein. James Bond ist ohne Zweifel die langlebigste Filmreihe, die es gibt. Zwar haben wir im indischen Bollywood-Kino ein paar lose gekoppelte Produktionen. Aber die haben keinen Doppelnull-Status.

Was ist mit den ganz frühen Reihen à la Sherlock Holmes oder Fantomas?

Gotto: Bis in die 1920er-Jahre hinein umfassten viele Produktionen nur eine Rolle Film: Ihre Länge war begrenzt, und die Protagonisten mussten mehrfach antreten. Allerdings sind Meisterdetektiv Sherlock Holmes, der geniale Verbrecher Fantomas und James Bond sozusagen aus dem gleichen Holz geschnitzt.

Inwiefern?

Gotto: Es sind allesamt klar definierte Heldenfiguren, die sich von Fall zu Fall bewähren müssen.

Was aber macht James Bond so besonders populär? Sein Kampf gegen das Böse oder die Tatsache, dass er selbst aus der größten Katastrophe heil herauskommt, also über fast so etwas wie ein Ewiges Leben verfügt?

Gotto: Da ist sicher von beidem etwas dabei. Ein wenig erinnert Bond an die Darstellung von Heiligenfiguren in der bildenden Kunst.

Ein ketzerischer Gedanke.

Gotto: Der aber gar nicht so abwegig ist. Der britische Agent ist von seiner Erscheinung zunächst einmal ein mehr oder weniger gewöhnlicher Zeitgenosse, der – abgesehen von diversen Gadgets wie schnellen Autos oder ausgefuchsten Miniaturwaffen – keinerlei übermenschlichen Kräfte besitzt oder gar ein extraordinäres Kos­tüm trägt wie etwa Superman. Gleichzeitig verfügt dieser Bond über eine enorme emotionale Grundausstattung, die ihm Ausdauer verleiht und ihn auch die größten Herausforderungen ertragen lässt, ohne mit der Wimper zu zucken. Und genau dieser Mix aus gewöhnlich und außergewöhnlich hat zu früheren Zeiten manchen Heiligen populär gemacht.

Das ganze Interview lesen Sie in der Ausgabe 45, vom 7. November, des Neuen Ruhr-Worts. Sie können unsere Zeitung auch hier ganz bequem abonnieren.