Dem Leben begegnen

Essener Hospiz Cosmas und Damian ist jetzt 20 Jahre alt.
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Mit dem weitverzweigten Baum in der Hand, der Fingerabrücke aller Hospiz-Mitarbeiter trägt: Thomas Schubert, Bereichsleiter „Altenhilfe“ des Caritasverbandes, Caritasdirektor Dr. Björn Enno Hermans, Hospizleiterin Bernadette Meyer und Pressereferentin Verena Tenhaven (v. r.). Foto: Beckmann

Essen. „Es geht nicht darum, dem Leben mehr Tage zu geben, sondern den Tagen mehr Leben.“ Ein Zitat der englischen Ärztin Cicely Saunders, die als Mitbegründerin der modernen Hospizbewegung und Palliativmedizin gilt – und das gut zur Arbeit des Borbecker Hospizes Cosmas und Damian passt. Das betonte jetzt Caritasdirektor Dr. Björn Enno Hermans zum runden Jubiläum des stationären Hospizes in der Laarmannstraße. 1995 war das Haus in Trägerschaft des Caritasverbandes für die Stadt Essen eröffnet worden. Es gehe in einem Hospiz nicht nur um medizinische Aspekte, sondern vor allem um den würdevollen Umgang mit der letzten Lebensphase eines Menschen, so Hermans weiter. Dazu seien andere Einrichtungen oftmals nicht in der Lage.

Mit einem Wortgottesdienst und einem Festakt, zu dem zahlreiche Vertreter aus Medizin, Politik, Verwaltung und Kirche in die Räume der Fürstin-Franziska-Christine-Stiftung in Steele zusammengekommen waren, war das Jubiläum des ältesten Essener Hospizes am vorvergangenen Freitag gefeiert worden. Dabei ging es in einem Vortrag der Bonnerin Monika Müller mit dem Thema „Hospiz ist Haltung“ unter anderem darum , den Kranken in seiner Ganzheitlichkeit zu respektieren, auf seine Wünsche und Bedürfnisse einzugehen, um ihm zum bestmöglichen Wohlergehen zu verhelfen.

So solle es auch im Borbecker Hospiz sein, informierte Bernadette Meyer, die das Hospiz seit Beginn leitet, in einem zuvor geführten Pressegepräch. In einer gewollt häuslichen Atmosphäre biete das Hospiz Platz für zehn Bewohner, die von 12 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern betreut werden. Bis zu 20 Tage blieben die Bewohner im Durchschnitt vor Ort. Insgesamt 120 Menschen könnten sie im Jahr aufnehmen, so Meyer. Anmeldungen gebe es tatsächlich aber bis zu 800 im Jahr. „Wir müssen die Bewohner schnell kennen lernen“, berichtet Meyer aus der Praxis und bezieht sich damit auf das Anliegen, den Bewohnern eine annähernd familiäre Atmosphäre zu schaffen. „Meistens haben wir innerhalb von 24 Stunden einen roten Faden dafür stehen“, ergänzte sie.
Bessere Vernetzung

In den vergangenen 20 Jahren habe sich eine Menge verändert in der Hospizbewegung. Am Anfang habe sie viel Pionierarbeit leisten müssen, da Hospize in Deutschland damals weitgehend unbekannt gewesen seien. Das habe sich deutlich geändert, ebenso wie die mittlerweile bessere Vernetzung mit umliegenden Krankenhäuser und Ärzten. Auch die Bewohner hätten sich gewandelt, was eine spezielle Begleitung erfordere. Zum einen würden die Patienten im Schnitt immer jünger. Zum anderen kämen sie meist mit multiplen Erkrankungen, beispielsweise ein Tumorpatient, der gleichzeitig dement sei. „Die Patienten kommen heute später ins Hospiz und deswegen oft multimorbider“, erklärte Meyer. Als Gründe dafür nennt sie die fortschreitende Palliativmedizin sowie die ambulanten Hospizdienste.

Veränderungen habe es auch in der Finanzierung gegeben. War diese 1995 gesetzlich noch nicht geregelt, kommt auf die Bewohner heute kein Eigenanteil mehr zu. 90 Prozent übernehmen die Kranken- und Pflegekassen, zehn Prozent zahlt der Caritasverband, der in diesem Fall von einem Förderverein unterstützt wird.

Oft sei sie gefragt worden, wie sie über eine so lange Zeit in einem Hospiz habe arbeiten können, sagte Bernadette Meyer. Darin sieht sie selbst jedoch kein Problem: „Im Hospiz begegnet man dem wahren Leben. Wir gehen hier ehrlich und authentisch mit dem Tod um“, weiß sie. „Außerdem sind die Bewohner sehr dankbar. Man bekommt ganz viel zurück.“
Ulrike Beckmann