Ein Missionar des Friedens in einem Land der Gewalt

„Als Missionar des Friedens hat Papst Franziskus in einem Land, in dem viele zu gewaltsamen Lösungen neigen, die richtigen Worte gefunden.“ Das sagte der Hauptgeschäftsführer des Lateinamerika-Hilfswerks Adveniat, Prälat Bernd Klaschka, in einer ersten Reaktion am Ende des Mexikobesuchs von Papst Franziskus.

„Der Papst hat die Bischöfe mit seinem Anliegen erreicht, sich verstärkt dem Volk, insbesondere den Armen zuzuwenden“, schilderte Klaschka seine Eindrücke von der Papstreise, die er in einer Delegation der Mexikanischen Bischofskonferenz miterlebt hat. Die Nöte der Menschen ernst nehmen und ihnen wirkliche Lösungen anbieten, so lautet die Botschaft der Jungfrau von Guadalupe und das ist auch die Botschaft von Papst Franziskus, mit der er an diesem für ganz Amerika bedeutenden Wallfahrtsort Präsident Enrique Peña Nieto, die Regierung und die Mexikanische Bischofskonferenz konfrontiert hat. „Unmissverständlich hat Papst Franziskus Gerechtigkeit mit den Ärmsten und Transparenz eingefordert. Gleichzeitig hat er das Gewähren von Privilegien als Nährboden für Korruption deutlich kritisiert“, sagte Klaschka.

Prälat Bernd Klaschka ist Hauptgeschäftsführer der Bischöflichen Aktion Adveniat

Prälat Bernd Klaschka ist Hauptgeschäftsführer der Bischöflichen Aktion Adveniat Foto: Adveniat

Mit dem Gebet am Grab des 2011 verstorbenen Bischofs Samuel Ruiz im Bundesstaat Chiapas habe Papst Franziskus gezeigt, dass er an der Seite all derer stehe, die den Geist des Evangeliums in den verschiedenen Kulturen lebendig werden lassen. Als Bischof von San Cristóbal de Las Casas hatte Samuel Ruiz zahlreiche indigene Männer zu Diakonen geweiht. „In der indigenen Kultur ist es nicht üblich, dass Männer alleine, zölibatär leben“, erläuterte Klaschka. Papst Franziskus habe ein klares Zeichen für Ruiz’ lange Zeit umstrittene pastorale Arbeit gesetzt.

Samuel Ruiz leitete das Bistum von 1959 bis 2000. Da für die ursprünglichen Völker seines Bistums ehelos lebende Priester kulturell nur schwer vorstellbar waren, weihte er viele indigene, verheiratete Männer zu Diakonen. Als deren Zahl die der Priester massiv überstieg, untersagte Rom ihm, weitere Diakone zu weihen. Dass Papst Franziskus dieses Verbot aufhob, betrachtet Klaschka als ermutigendes Zeichen, dieses Thema weltweit weiterzuverfolgen. Die Kirche sei in der Vergangenheit zu wenig dialogbereit gewesen.

Ruiz wollte das Evangelium in den verschiedenen Kulturen der indigenen Gruppen im Bundesstaat Chiapas beheimaten. Im Einklang mit dem Zweiten Vatikanischen Konzil sah er im Diakonat einen Weg, das Evangelium diesen Kulturen entsprechend zu verkünden. Auch für Papst Franziskus hat es Klaschka zufolge absolute Priorität, dass der Geist des Evangeliums in den verschiedenen Kulturen und Gesellschaften lebendig ist und bleibt. Samuel Ruiz sei bei seinen Bemühungen, das Evangelium bei den Indigenen zu verwurzeln, durchaus bewusst gewesen, dass die von ihm geweihten Diakone keinen Zugang zum Priesteramt haben. Deshalb wollte er „eine diakonale Kirche aufbauen, die von verheirateten Männern gestaltet und auch mitgeleitet wird – unter der Verantwortung des Ortsbischofs“, erläuterte Klaschka.

Im Jahr 2000 gab es in der Diözese San Cristobal de Las Casas fast 400 verheiratete Diakone, aber nur 66 (ehelos lebende) Priester. „Rom hat diese Zahlenverteilung kritisch gesehen“, so Prälat Klaschka. Und da der verpflichtende Zölibat in der bis heute stark europäisch geprägten Kirche eine große Rolle spielt, sei es dann zum Konflikt gekommen. Das vom Vatikan im Jahr 2000 ausgesprochene Verbot, weitere Diakone in diesem Bistum zu weihen, hatte Franziskus 2014 widerrufen. Der Papst will mit den verschiedenen Kulturen Kirche gestalten. „Da kann ich mir vorstellen, dass er sagt, der Zölibat ist nicht die einzige verbindliche Form für die Existenz des Priesters“, erklärte Klaschka in einem Interview gegenüber dem ARD-Hörfunk.

Für Papst Franziskus gehören die lange Zeit unterdrückten indigenen Gesellschaften mit ihren Werten und ihren Sprachen in die Mitte der Weltkirche und in die Mitte des Gottesdienstes. „Die Messe in San Cristóbal war voller Symbole aus den indigenen Welten“, berichtete Prälat Klaschka. Die Lesung und Grüße an den Papst wurden in der indigenen Sprache Tzotzil vorgetragen. „Mit seiner Offenheit dafür hat der Papst den Indigenen signalisiert: Ihr seid wertvoll, mischt euch ein, Gott will die Welt mit euren Talenten in seiner Gerechtigkeit gestalten.“ Der Hauptgeschäftsführer des Lateinamerika-Hilfswerks, Bernd Klaschka, hat insgesamt 15 Jahre in Mexiko gelebt und hat nun Papst Franziskus während dessen Mexikobesuchs in einer Delegation der Mexikanischen Bischofskonferenz begleitet.

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