Bald ist es wieder so weit: Dann wird Papst Franziskus am Ostersonntag, Punkt 12 Uhr, den großen Segen „Urbi et orbi“ sprechen. Den Segen über die Stadt Rom und den ganzen Erdkreis. Und überall auf der Welt lassen sich Menschen von diesem Segen via Fernsehen ansprechen. Der Segen hat für viele Menschen nach wie vor eine gewisse „Anziehungskraft“. Gerade in Zeiten großer Umbrüche im persönlichen wie gesellschaftlichen Leben suchen Menschen Heil und Schutz, Halt und Sicherheit. Mit dem Kreuzzeichen stellen sie sich ganz unter den „Schutzschild“ Gottes. Da spielen sicherlich auch mythische Vorstellungen und Erwartungen aus Kinderzeiten eine gewisse Rolle.
Der Herr segne dich und behüte dich. Der Herr lasse sein Angesicht leuchten über dir und sei dir gnädig.
Numeri 6,24-25
An besonderen Wegstationen unseres Lebens bitten wir um den Segen Gottes. Das ist vermutlich ein ausschlaggebendes Motiv für junge Brautpaare, wenn sie kirchlich heiraten wollen, auch wenn sie lange Zeit kaum etwas mit der Kirche zu tun hatten. Oder junge Eltern bringen ihr Kind zur Taufe, weil sie mehr denn je um die Bedrohungen und Gefährdungen dieses jungen Lebens wissen. Da kann der Segen Gottes „nicht schaden“, wie sie insgeheim vielleicht denken mögen.
Gute Zusage Gottes
Und in der Tat: „Es stimmt: Es kann nicht schaden. Gott kann nicht schaden. Gesegnet werden kann nicht schaden. Das Segenswort tut seine Wirkung. Gott verheißt menschlicher Liebe seine Liebe. Das kann nicht schaden. Im Gegenteil!“ So vermutet wohl zurecht die ehemalige Bischöfin von Hamburg, Maria Jepsen.
Im Segen spricht sich Gott uns wohlwollend zu. „Benedicere“ bedeutet im wörtlichen Sinne „gut sagen“. Die gute Zusage Gottes als treuer Wegbegleiter auf dem langen Lebens- und Liebesweg ist den Ehepaaren, den Eltern wie auch allen Menschen gewiss. Darauf können sie bauen – ihr Leben aufbauen. Im Segen begegnen sie den ausgestreckten Händen Gottes – und die bleiben ausgestreckt, auch und gerade in schwierigen Lebenssituationen. Zu recht sprechen wir von segensreichen Feiern an den Lebenswenden, die unserem Leben neue Orientierung und Richtung geben sollen.
Es gibt noch eine weitere Deutung unseres deutschen Wortes segnen. Es leitet sich ursprünglich ab vom lateinischen signare. „Bezeichnen“ wird hier verstanden im Sinne von „siegeln“ oder „besiegeln“. Als Christen dürfen wir im Namen Gottes segnen. Wir führen sozusagen sein Siegel. Die Form und Gestalt dieses Siegels, dieses Segens ist das Kreuz. Das Kreuz verbindet symbolisch in der Senkrechten Himmel und Erde, Gott und Mensch. In der Waagerechten nach rechts und links umschließt es alle Menschen und den ganzen Erdkreis. Das Kreuz(zeichen) erinnert uns an den gekreuzigten Jesus. Er ist der Fixpunkt unseres Glaubens. Wer zu ihm aufblickt, wird (wieder) aufgerichtet. Was für ein Segen!
Erinnerung an Taufe
Der Segen begleitet uns nicht nur an besonderen Wegkreuzungen unseres Lebens, sondern auch und vor allem in unserem alltäglichen Leben. Es ist mehr als nur eine schöne Geste, wenn wir uns beim Verlassen des Hauses mit dem Daumen ein kleines Kreuz auf die Stirn zeichnen. Oder uns segnen vor einer längeren Reise oder vor einer schweren Operation.
Auch heute noch machen Eltern dieses Segenszeichen ihrem Kind abends vor dem Einschlafen auf die Stirn oder wenn es morgens das Haus verlässt. Oft segnen sie ihr Kind mit dem Weihwasser, das sie – in der Osterliturgie geweiht – mit nach Hause nehmen. Mit dem Weihwasser bekreuzigen wir uns, wenn wir eine (katholische) Kirche betreten. Wir tun das – wenn auch nicht immer bewusst – in Erinnerung an unsere Taufe, in der uns Gott ausdrücklich seine Zusage bestätigt hat: „Ich bin zeitlebens bei euch!“
Oft werden auch Gegenstände gesegnet: Kerzen, Rosenkränze, Medaillen oder auch Schmuck-Kreuze. Wir besiegeln sie sozusagen mit dem Namen Gottes, damit sie uns an seine uns stets zugewandte Gegenwart erinnern. Bei der Segnung von Wohnungen beziehungsweise Häusern stellen wir sie ausdrücklich unter seinen Schutz – und damit auch uns selbst. Die Haussegnung entspricht alter christlicher Sitte. Jesus gebot seinen Jüngern, beim Betreten eines Hauses seinen Bewohnern den Frieden zu wünschen: „Wenn ihr in ein Haus kommt, so sagt als erstes: ,Friede diesem Haus ‘.“ (Lukas 10,5).
Und wenn gelegentlich „der Haussegen schief hängt“ und es in der Beziehung „zieht“, dann wird man sich umso nachhaltiger dieser Friedensbotschaft erinnern und sich mit allen Kräften bemühen, den Haussegen wieder zurechtzurücken. Dazu braucht es dann dringender denn je den Segen Gottes!
Peter Neysters
Alter Haussegen
Freude dem, der kommt.
Friede dem, der hier verweilt.
Segen dem, der weiterzieht.
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