Priester fordern in Offenem Brief Kirchenreformen

Der ehemalige Kölner Caritasdirektor Franz Decker ist Sprecher der auf Kirchenreformen drängenden Priestergruppe im Erzbistum Köln. Foto: Caritas Köln (Archiv)

Köln. Elf Priester aus dem Erzbistum Köln haben anlässlich ihres bevorstehenden Goldenen Priesterjubiläums eine kritische Bilanz gezogen und Reformen in der Kirche angemahnt. «Wir mussten lernen, mit manchen Enttäuschungen unseren Weg zu gehen», heißt es in einem am Dienstag in Köln veröffentlichten Offenen Brief.

Darin beklagen sie eine «Art von Bunkermentalität» in den zurückliegenden Jahrzehnten und Ängste, die unter «Kirchenmännern in Rom und auch im Kölner Bistum» zugenommen hätten. In dem Brief wenden sich die Geistlichen gegen die Bildung von Großpfarreien, den Pflichtzölibat und den Ausschluss von Frauen von den Weiheämtern. Zu den Unterzeichnern gehören der Präsident des Allgemeinen Cäcilienverbandes für Deutschland, Wolfgang Bretschneider, die auch als Autoren geistlicher Bücher bekannten Priester Wilhelm Hoffsümmer und Gerhard Dane sowie der ehemalige Kölner Caritasdirektor Franz Decker, der auch Vorstandsvorsitzender der Kölner Karl Rahner Akademie und Sprecher der auf Kirchenreformen drängenden Priestergruppe im Erzbistum Köln ist.

Die zunehmende Anonymisierung und Vereinzelung in der Gesellschaft würden durch die Großpfarreien kirchlich noch gefördert, anstatt dem entgegen zu wirken, so die Geistlichen. «Kirche muss vor Ort zu finden und zu sprechen sein.» Die Leitung der Gemeinde gehöre nicht in eine ferne Zentrale, sondern dahin, «wo der Kirchturm steht und die Glocken läuten».

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Zum Thema Frauen heißt es, notwendig seien «mutige Vorstöße in der Zulassungsfrage zu den Weiheämtern». Es habe keinen Sinn, ständig für Berufungen zu beten und zugleich alle Frauen von diesen Ämtern auszuschließen. Der Zölibat kann nach Ansicht der Priester zwar in Verbindung mit dem Klosterleben große Kräfte freisetzen. Verbunden mit dem «Modell alleinstehender Mann» führe er aber immer wieder zu hilfloser Arbeitshetze sowie Vereinsamung. «Als alternde Ehelose bekommen wir sie – von Amts wegen damals auferlegt – jetzt nach 50 Dienstjahren manchmal deutlich zu spüren.»