Väter auf ihrem Weg begleiten

Beim Crashkurs zur Geburtsvorbereitung spielt das Thema Bindung eine große Rolle.(Foto: SKFM Wattenscheid)

Die Caritas-Stiftung im Bistum Essen fördert das Väterprojekt des Sozialdienstes katholischer Frauen und Männer (SKFM) in Wattenscheid mit 3300 Euro. Sebastian Flack, Projektleiter der Beratungsstelle, erklärt im Interview, warum diese Arbeit so wichtig ist.

Was ist so besonders an Ihrem Projekt?

Sebastian Flack: Wir begleiten Väter auf ihrem Weg mit Familie und Kind. Wir wollen mit dem Projekt – neben den Schwangerschaftsberatungsstellen – auch eine Anlaufstelle für Männer und Väter mit Familien aufbauen. Ziel ist, eine positive Entwicklung des Kindes zu gewährleisten und die Situation in der Familie zu verbessern. Wir stellen fest, dass es gerade für junge und werdende Väter aus sozial schwächeren Familien wenig passende Angebote gibt. Viele Männer stehen dabei vor Herausforderungen und tun sich oft schwer damit, Hilfe zu suchen, Unterstützung in Anspruch zu nehmen oder über Themen zu sprechen.

Und wie schaffen Sie es, mit Ihrem Projekt die richtigen Angebote zu machen?

Fleck: Seit Januar 2015 haben über 300 Männer die Beratung und die Angebote unseres Projektes wahrgenommen – ob Erste-Hilfe-Kurse für Väter mit Kindern, Geburtsvorbereitungskurse oder Vater-Kind-Wochenenden, der Väterstammtisch oder das Familiencafé. Neben der Beratung zu sozialen, finanziellen und pädagogischen Fragen sind die Crashkurse für Väter zum Thema Bindung und Entwicklung des Kindes hervorzuheben. Hier vermitteln wir den Männern die Bedeutung einer positiven Bindung.

Sprechen Männer eine andere Sprache als Frauen?

Fleck: Nein. Vielleicht sind Männer nicht so emotional in Einzelgesprächen, aber im Kern geht es um ähnliche Herausforderungen im Leben. Wir versuchen, jede Person so wahrzunehmen, wie sie ist, und ihr respektvoll zu begegnen. Alles andere ergibt sich dann meist daraus.

Wie erreicht man Sie?

Fleck: Die Menschen, die wir begleiten, erfahren von unseren Angeboten über Flyer, über die Homepage, lokale Werbung in Zeitungen oder von anderen Personen, die uns bereits kennen. Ebenso verweist das Jugendamt der Stadt Bochum auf unser Projekt.

Was sind denn die wichtigsten Themen, die die Männer beschäftigen?

Flack: Es ist deutlich spürbar, dass es den Männern gut tut, sich auszutauschen und zu sehen, dass sie mit ihren Problemen nicht allein sind – ob bei Trennungsproblemen, in der Rolle als Vater oder in der Planung der beruflichen Zukunft. Aber auch das Thema Bindung spielt eine große Rolle. Eine positive Bindung zum Kind ist der Grundstein für eine positive Entwicklung. Auch unsere Geburtsvorbereitungskurse erfahren reges Interesse. So kommen immer wieder Kontakte zu Männern zustande, die sich über das Umgangsrecht informieren und von ihren Erfahrungen und Streitigkeiten mit den Kindsmüttern berichten. Wir konnten vielen von ihnen beratend zur Seite stehen.

Haben Sie eine Zukunftsvision?

Fleck: Wir möchten mit der Beratungsstelle langfristig den Sozialraum Wattenscheid stärken und Angebote für Männer schaffen. Wir wollen als anerkannter Partner im sozialen Netzwerk der Stadt Bochum unsere Angebote verstetigen. Der Bedarf ist groß, und wir haben eine Menge Erfahrungen gesammelt. Unser Projekt ist ein Baustein, um langfristig Armut und Ausgrenzung im Stadtteil zu bekämpfen und die Situation der Menschen vor Ort zu verbessern.

Info

Der Sozialdienst katholischer Frauen und Männer Wattenscheid e.V. ist ein Fachverband des Caritasverbandes für das Bistum Essen, der im Jahr 2000 aus der Fusion zweier Fachverbände entstand. Der gemeinnützige Verein leistet unter anderem rechtliche Betreuung, Schuldner- und Insolvenzberatung und Straßensozialarbeit. Sein Zweck ist es, Kindern, Jugendlichen, Erwachsenen und deren Familien, die sich in geistiger, seelischer, wirtschaftlicher oder sonstiger Not befinden, Rat und Hilfe zu gewähren. http://www.skfm-wattenscheid.de/