Ist Theologie eine Wissenschaft?

(Foto: © Roberto Schirdewahn)

Die Theologie ist als Disziplin an zahlreichen Universitäten verankert, aber längst nicht von jedem akzeptiert. Eine Bochumer Nachwuchsgruppe analysiert die Argumente.

Es gibt gute Argumente dafür, dass die Theologie eine Wissenschaft ist – so lautet das Zwischenfazit des Bochumer Theologen und Philosophen Benedikt Göcke, nachdem er eine Reihe von Argumenten analysiert hat, die gegen die Wissenschaftlichkeit der Disziplin vorgetragen wurden. Der Lehrstuhlinhaber für Philosophisch-Theologische Grenzfragen leitet an der Ruhr-Universitätdie Nachwuchsforschergruppe „Theologie als Wissenschaft?!“ .

Das Bochumer Wissenschaftsmagazin Rubin berichtet über die Arbeit seiner Nachwuchsgruppe. Die Positionen bei der Frage, ob die Theologie eine Wissenschaft ist, könnten weiter nicht auseinander sein. „Für die einen ist völlig klar, dass es eine Wissenschaft ist, für die anderen völlig klar, dass es keine ist“, sagt Göcke. „Das Thema an sich ist auch nichts Neues.“ Allerdings hätte die Diskussion im deutschsprachigen Raum die angelsächsische Diskussion noch nicht genug beachtet.

Es gebe in dieser Diskussion gute Argumente für die Wissenschaftlichkeit der Disziplin, die in der deutschen Debatte bislang kaum rezipiert wurden. Drei Kategorien von Argumenten Göcke teilt die Argumente gegen die Wissenschaftlichkeit der Theologie in drei Kategorien ein: Die erste Kategorie umfasst scheinbar naturwissenschaftlich gestützte Argumente; die zweite versammelt Argumente, die beispielsweise eine klare Definition von Begriffen als Ideal der Wissenschaft propagieren; die dritte Art von Argumenten zielt darauf ab, dass die Theologie gegenstandslos sei, weil es das Forschungsobjekt Gott gar nicht gebe.

Ein Beispiel für die zweite Kategorie von Argumenten ist etwa, dass es keine einheitliche Definition für den Begriff Gott – den Hauptforschungsgegenstand – gebe. Der Göcke verweist jedoch darauf, dass auch in anderen Disziplinen nicht alle Begriffe von Anfang an klar beschrieben waren. „Die Begriffe Materie, Energie und Atom wurden in verschiedenen naturwissenschaftlichen Theorien ganz unterschiedlich verwendet“, erklärt Göcke. „Erst im Lauf der Zeit setzten sich bestimmte Interpretationen durch, und auch diese können sich jederzeit wieder ändern.“ Auf diese Weise setzt Benedikt Göcke sich mit Argumenten aller Kategorien auseinander und entkräftet sie.

Mit seinem Team entwickelt er derzeit außerdem ein Modell – unabhängig von der Theologie –, das beschreibt, was unter einer Wissenschaft zu verstehen ist. Dabei bezieht sich die Gruppe auf den von Imre Lakatos geprägten Begriff des Forschungsprogramms. Dieser geht davon aus, dass Theorien nie isoliert betrachtet werden können, sondern nur als Teil größerer und zusammenhängender Theoriensysteme, der Forschungsprogramme. Anhand des Modells wollen die Bochumer Forscherinnen und Forscher dann später die Theologie und andere Wissenschaften auf den Prüfstand stellen.

 

 

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