Inmitten der Missbrauchskrise in der katholischen Kirche Chiles hat Papst Franziskus einen sogenannten Apostolischen Visitator für das Erzbistum Puerto Montt ernannt. Wie die Erzdiözese am Mittwoch (Ortszeit) mitteilte, wird Kurienerzbischof Jorge Carlos Patron Wong vom 19. bis 24. Januar in Puerto Montt sein. Der Geistliche werde im Namen des Papstes einen “Raum der Begegnung und des Zuhörens” schaffen und alle wichtigen Vertreter des kirchlichen Lebens frei zu Wort kommen lassen. Laut der Mitteilung soll sich Patron unter anderem mit der “Disziplin des Klerus” befassen.
Ein “Apostolischer Visitator” ist ein Beauftragter des Papstes, der in einer Diözese als Prüfer mit umfassenden Befugnissen agiert. Die Untersuchten sind laut dem Kirchenrecht verpflichtet, “vertrauensvoll” mit ihm zusammenarbeiten und ihm “wahrheitsgemäß” zu antworten.
Die Initiative für den Besuch ging den Angaben zufolge vom Apostolischen Administrator des Erzbistums, Ricardo Basilio Morales Galindo, aus. Dieser war im vergangenen Jahr ernannt worden, um vorübergehend die Amtsgeschäfte in Puerto Montt zu übernehmen. Zuvor hatte der Papst den Rücktritt von Erzbischof Cristian Caro Cordero (75) angenommen. Morales sprach gegenüber chilenischen Medien von “Problemen und schwerwiegenden Umständen”, die ihn nun dazu bewogen hätten, den Vatikan um Hilfe zu bitten. Nähere Angaben machte er nicht.
Die katholische Kirche in Chile wird seit Monaten von einem Missbrauchsskandal erschüttert. Derzeit ermittelt die Justiz in 148 Fällen wegen Missbrauchsvorwürfen gegen Kirchenmitarbeiter, wie chilenische Medien unter Berufung auf jüngste Angaben der Staatsanwaltschaft meldeten. Dabei gehe es um 255 mutmaßliche Opfer. Auch mehrere Bischöfe sollen in die Vorgänge verwickelt sein.