Abschied von St. Laurentius

Die Gemeinde St. Laurentius in Gelsenkirchen-Horst hat am Sonntag Abschied von ihrer Kirche genommen – ein weiterer Schritt im Entwicklungsprozess der Pfarrei St. Hippolytus.

Als Sandra Real an diesem Sonntag den Schlüssel ins Schloss steckt, ist es für sie sichtlich ein Moment der Trauer. Ihre Augen schimmern feucht, als sie sagt: „Ich schließe jetzt ab.“ Die Küsterin macht eine zögerliche, kurze Pause. „Für immer“, sagt sie dann. Bischof Franz-Josef Overbeck hat zuvor gut zwei Stunden in dem vollbesetzen Gotteshaus die letzte Eucharistie nach 65 Jahren gefeiert. Das heute denkmalgeschützte Gebäude wurde 1953 seiner Bestimmung übergeben, die 1906 errichtete Vorgängerkirche war im Zweiten Weltkrieg zerstört worden.

Diese Diashow benötigt JavaScript.

 

Eucharistiefeier mit Dr. Franz-Josef Overbeck, musi- kalische Gestaltung durch den Jugendchor und das Vokalensemble zur Schließung der Kirche St. Laurentius am 3. Februar 2019

Geduldig hat Real mehr als eine halbe Stunde nach dem Gottesdienst gewartet, bis sich auch der letzte Gläubige von der St. Laurentius-Kirche verabschiedet hat. Inzwischen hat der Essener Bischof bereits das Allerheiligste aus der Kirche ins benachbarte Altenheim St. Marienfried getragen. Dort und im – zu einem Katechetischen Zentrum der Pfarrei umgebauten – Gemeindeheim, werden künftig die Gottesdienste gefeiert. Die Kirche wird aus Kostengründen aufgegeben, für sie wird schon länger ein Investor gesucht.

„Damit wird ein weiterer Schritt im Pfarrentwicklungsprozess der Pfarrei St. Hippolytus vollzogen, zu der außerdem auch die Kirche Liebfrauen in Beckhausen, St. Clemens Maria Hofbauer in Sutum und St. Marien in Essen-Karnap gehören“, sagt Berthold Hiegemann, der Vorsitzende des Pfarrgemeinderates. „Eigentlich sollte dies schon 2017 geschehen. Vor dem Hintergrund dringend notwendiger Sparmaßnahmen war er nun allerdings unausweichlich und nicht weiter aufzuschieben.“ Das Bistum Essen verlangt von seinen Pfarreien, ihre Ausgaben bis zum Jahr 2030 um 50 Prozent zu reduzieren.

Dankbarkeit für unzählige Gebete

Overbeck sprach in seiner Predigt von der „Dankbarkeit“ für „die unzähligen Gebete an diesem Ort“ und von der Trauer „über ein Ende einer Ära“. Das Alte sei zu Ende, doch gebe es Hoffnung auf „frisches Gras“, das Aufmerksamkeit brauche. Es gebe in der Welt viele Unglückspropheten, doch seien Christen eingeladen, das Neue zu entdecken. Das neue Katechetische Zentrum sei ein kleiner Hinweis dafür, „was sich verändert“. Es wachse „ein neues Bewusstsein“ dafür, dass sich auch Vermittlung des Glaubens wandeln müsse.

Darauf hofft auch Sandra Real. Ihr Leben, erzählt die 45-Jährige, ist mit der St.-Laurentius-Kirche verbunden. Sie ist in der Gemeinde groß geworden. Hat hier sie 1986 die Erstkommunion empfangen, später geheiratet. Ihre drei Kinder wurden hier getauft. Seit zehn Jahren ist sie die nebenberufliche Küsterin.

„Wir haben gekämpft“, sagt sie und meint den Erhalt der Kirche. Doch sie hat für sich eingesehen, dass es für die finanzschwache Gemeinde wohl keine Alternative gab. „Vielleicht“, sagt die Küsterin, als sie wenig später im vollen Gemeindesaal steht, seien hier nun neue Wege, neue Gottesdienstformen möglich. „Wir haben eine gut funktionierende Jugendarbeit“, sagt sie. Das gebe Hoffnung, dass etwas Neues entstehen könne.

Boris Spernol