Pfarrei St. Hippolytus:„Verändern, nicht plattmachen“

Gelsenkirchen/Essen. Mindestens zwei Kirchen werden aufgegeben, gleichwohl will St. Hippolytus an allen bisherigen fünf Standorten präsent bleiben. Wie dies gelingen soll, hat die Pfarrei am Mittwoch Abend öffentlich vorgestellt.
Gelsenkirchen/Essen. Mindestens zwei Kirchen werden aufgegeben, gleichwohl will St. Hippolytus an allen bisherigen fünf Standorten präsent bleiben. Wie dies gelingen soll, hat die Pfarrei am Mittwoch Abend öffentlich vorgestellt.Die Pfarrkirche St. Hippolytus im Zentrum von Gelsenkirchen-Horst. Foto: Spernol

Die Pfarrkirche St. Hippolytus im Zentrum von Gelsenkirchen-Horst. Foto: Spernol

Gelsenkirchen/Essen. Massive demographische Veränderungen, rückläufige Kirchenbesucherzahlen, begrenzte Ressourcen innerhalb des Pastroalteams – die Eckdaten in St. Hippolytus unterscheiden sich kaum von denen ander Pfarreien. Von den gut 15000 Katholiken der Pfarrei im Gelsenkirchener Stadtteil Horst, deren historische Wurzeln bis ins 13. Jahrhundert zurückreichen und die bis nach Essen-Karnap reicht, besuchen noch rund 5,6 Prozent regelmäßig die Gottesdienste. „Grundsätzlich könnten wir da wohl mit dem Platzangebot unserer Pfarrkirche auskommen“, sagt Pfarrer Wolfgang Pingel. Doch eine reine Zentralsierung sei kein Modell gewesen. Jeder der bisherigen fünf Standorte solle als ein „Erlebensort des Glaubens“ erhalten bleiben. „Wir wollen nicht plattmachen, sondern verändern“, sagt Pingel. Und: „Wir wollten das Heft des Handels selbst in der Hand halten“, sagt Pfarrgemeinderatsvorsitzender Berthold Hiegemann.

Und deshalb hat sich die Pfarrei bereits Anfang 2013 auf den Weg gemacht, eine Projektgruppe gebildet, die Hiegemann koordinierte und die aus Mitgliedern des Pastoralteams, des Kirchenvorstandes und des Pfarrgemeinderates bestand. Nun hat sie – als zweite Pfarrei im Bistum – ihr Pfarrei-Entwicklungskonzept vorgestellt. In einer Pfarreikonferenz am Mittwochabend in der St.-Hippolytus-Kirche wurde das Konzept erstmals öffentlich präsentiert – in den Gottesdiensten am Samstag und Sonntag nun soll es nochmals in den Gemeinden kommuniziert werden.Derzeit besteht die Pfarrei aus drei Gemeinden mit Kirchen an fünf Standorten – mindestens zwei Kirchen aber sollen aus Kostengründen bereits innerhalb der nächsten zwei Jahre aufgeben werden, in einem weitern Fall werden noch unterschiedliche Möglichkeiten sondiert.

Die Ende des 19. Jahrhunderts errichtete St.-Hippolytus-Kirche im Zentrum des Stadtteils Horst soll in ihrer Funktion als Pfarrkirche erhalten bleiben, ebenso das angrenzende Pfarrheim. Dort seien allerdings nicht unerhebliche Instandhaltungsarbeiten nötig, Hiegemann – nicht nur, aber vor allem in Blick auf die Wärmedämmung. Auch sei es nötig, Wege zu finden, das Raumangebot hier zu erweitern. „Es kursierten Gerüchte, wir würden auf Kosten der anderen Standorte an St. Hippolytus einen völlig neues Pfarrzentrum errichten. Das ist aber ausdrücklich nicht unser Ziel“, betont Hiegemann.

Das Gemeindezentrum St. Laurentius in Horst-Süd soll zu einem Katechetischen Zentrum der Pfarrei ausgebaut werden, die 1953 errichte Kirche aber soll 2016 aufgegeben werden. Das benachbarte Seniorenzentrum Haus Marienfried prüft als möglicher Investor, ob es die Kirche für seine Zwecke nutzen kann oder aber an ihrer Stelle einen Neubau errichtet. Ein Wunsch wäre, wenn etwas von der Kirche der Gemeinde erhalten bleiben könne, so Pingel. Gottesdienste gibt es künftig im Gemeindezentrum sowie in der Kapelle des Seniorenzentrums.

„Die eigentliche Arbeit beginnt ja jetzt erst“

Die ebenfalls zur Gemeinde St. Laurentius gehörende Kirche St. Marien in Essen-Karnap soll 2017 aufgeben werden. Wegen erheblicher Baumängel sei eine Instandsetzung nicht möglich. Hierzu müsste sicherlich ein siebenstelliger Betrag in die Hand genommen werden, erläutert Norbert Fölting, stellvertretender Kirchenvorstandsvorsitzender. Das Gemeindezentrum in Karnap soll nach den Ideen der Projektgruppe 2018 seine jetzige Funktion verlieren und mit weiteren Trägern zu einem Stadteil- oder Kulturzentrum weiterentwickelt werden, dessen Trägerschaft über einen Förderverein die Pfarrei anstrebt. „Ganz konkret werden wir zum Beispiel Gespräche mit der evangelischen Gemeinde führen“, sagt Pingel.

In der Gemeinde Liebfrauen beabsichtigt die Pfarrei die wohl größten baulichen Veränderungen. Die Kirche solle „bis auf Weiteres“ genutzt, das dazugehörige – rund 100 Jahre alte und nicht mehr sanierbare – ehemalige Pfarrheim aber 2016 aufgegeben und überplant werden, heißt es im Konzeptpapier.

Idee sei es, auf der bisherigen Fläche des Pfarrheims sowie des zurzeit noch vom KiTa-Zweckverband betriebenen angrenzenden Kindergartens mit Hilfe von Investoren einen neuen Gebäudekomplex in Form einer Seniorenwohnanlage zu errichten, der sich selbst tragen soll. Integriert werden soll hier ein sogenanntes „Gemeindegasthaus“, das für Gottesdienste und weitere Gemeindeaktivitäten genutzt wird. Nach Fertigstellung würde auch die Liebfrauen-Kirche aufgegeben. „Wenn wir feststellen, dass sich das Bauvorhaben nicht realisieren lässt, könnte die Kirche ab 2020 zur Mehrzwecknutzung umgestaltet werden. Der eigentliche Kirchenraum würde dann verkleinert, um Versammlungsräume zu errichten“, erläutert Hiegemann.

Die 1962 konsekrierte Filialkirche St. Clemens Maria Hofbauer schließlich, im etwas entlegener gelegenen Stadtteil Sutum, soll solange weiter genutzt werden, wie keine gravierenden Instandsetzungen nötig sind. Der Gemeindesaal soll bis 2018 seine bisherige Funktion verlieren und möglicherweise in die Trägerschaft eines Fördervereins übergeben werden. „Was wir geschaffen haben, ist eine gute Grundlage. Ich bin zuversichtlich für die Zukunft, aber die eigentliche Arbeit beginnt ja jetzt erst“, sagt Pfarrer Pingel.
Boris Spernol

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